Oberhausen. . Eine Betroffene gründet eine Selbsthilfegruppe für Mütter und Väter, deren Babys kurz vor oder nach der Geburt gestorben sind.

Diana S. ist sich sicher: „Der Schmerz wird mit der Zeit erträglicher. Man lernt, damit zu leben. Aber vergessen kann man’s nie.“ Was die heute 34-Jährige im August 2010 durchlebt hat, wünscht man niemandem: Sie war im fünften Schwangerschaftsmonat, als das Herz ihres ungeborenen Kindes eines Morgens aufhörte zu schlagen. Mit Hilfe von Wehentabletten wurde die Geburt des toten Kindes eingeleitet.

Die traumatischen Erlebnisse dieser schweren Stunden und Tage, das Unverständnis ihrer Umwelt für ihre Trauer danach – all das macht ihr bis heute zu schaffen. Inzwischen ist sie aber soweit, dass sie eine Selbsthilfegruppe „Unvergessene Sternenkinder“ ins Leben rufen möchte: um Müttern und Vätern, die Ähnliches durchlitten haben, die Möglichkeit zum Austausch zu bieten, ihrer Trauer Ausdruck zu geben und sich gemeinsam für einen sensibleren Umgang mit Betroffenen einzusetzen.

Kaum Verständnis

Schwer vorstellbar, was in Diana S. vorgegangen sein mag, als sie in der Pathologie den Leichnam des tot geborenen Kindes abholen wollte, von dem das medizinische Personal wenig zartfühlend als „Gewebeprobe“ gesprochen habe: „Das war unfassbar. Als ginge es nicht um ein Lebewesen, um das man trauert.“ Den Frauenarzt, der bei der Nachuntersuchung lapidar gesagt haben soll: „Das passiert halt. In drei Monaten können Sie’s ja neu versuchen“, habe sie nie wieder aufgesucht.

Selbst im Familien- und Freundeskreis hätten viele ihr Leid nicht nachvollziehen können, ihr vielmehr schon nach wenigen Wochen einen Besuch beim Psychiater nahegelegt. „Dabei haben doch auch diese Kinder verdient, dass man angemessen um sie trauert.“ Im Internet habe sie dann im Austausch mit Betroffenen etwas Trost und Verständnis gefunden, eine eigene Homepage als Austauschplattform geschaffen.

„Das tut schon gut, aber ein persönlicher Austausch, Auge in Auge reden zu können, das ist noch was anderes“, ist Diana S. überzeugt und will deshalb versuchen, Mütter und/oder Väter, die ihr Kind vor der erwarteten Geburt oder kurz danach verloren haben, zu erreichen: „Sie sollen wissen, dass sie nicht allein sind.“

Mitgefühl wecken

Über den persönlichen Austausch hinaus schwebt Diana S. vor, gemeinsam kleine Veränderungen zu erreichen, was die Sensibilisierung der Außenwelt angeht: „Vielleicht können wir Kontakt zu Ärzten und Krankenhäusern aufnehmen, unsere Erfahrungen einbringen, um für zukünftig Betroffene etwas mehr Mitgefühl zu wecken.“

Kontakt über die Selbsthilfekontaktstelle: 0208-30 19 60