Oberhausen.
Picasso hatte eine Blaue Phase, „Der Blaue Reiter“ nannte sich eine berühmte Gruppe expressionistischer Maler, Nürnbergs Nacht der Museen heißt Blaue Nacht. „Die Farbe Blau spielt in der Kunst eine Rolle“, begründet Petra Domnick-Binder, warum ihr Geschäft an der Stöckmannstraße 35 in der Alten Mitte „Der Blaue Laden“ heißt. Rahmungen und Kunstdrucke bietet sie an - seit 1989.
Die Frage nach ihrem Beruf beantwortet die 52-jährige Mutter eines zehnjährigen Sohnes mit Kauffrau. „Ich mache Rahmungen“, fügt sie erklärend hinzu. Weil sie Bilder liebt und den Kundenkontakt schätzt, hat sie sich dafür entschieden, „und weil mir die handwerkliche Tätigkeit Spaß macht“.
Wer den Blauen Laden betritt, staunt über die große Auswahl an Kunstdrucken, von denen eine Menge gerahmt sind und die Wände zieren. Doch unübersehbar und natürlich blau ist die große Ladentheke, die - mit flachen aber sehr großen Schubladen ausgestattet - gleichzeitig als Lagerplatz für Bilderrahmen-Musterecken dient. „Ein ehemaliger Architektenschrank“, erklärt die Rahmerin.
Muster-Rahmenecken zieren die Wand hinter der Theke - eine unglaubliche Auswahl in allen Farbschattierungen, bestehend aus unterschiedlichsten Materialien in verschiedenen Stärken zwischen sehr schmal und sehr breit. Leisten findet der Kunde nicht, Wechselrahmen hingegen schon. Wer also ein bleibendes und individuelles Gesicht für ein Bild wünscht, muss sich schon ein paar Tage gedulden. Domnick-Binder: „Es kann bis zu einer Woche dauern, ich muss die Leisten bei den Firmen bestellen, die schicken sie mir dann zu per UPS.“
Ist das gewünschte Material eingetroffen, geht die Arbeit in der Werkstatt los. Sie befindet sich hinten im Blauen Laden. Die Leisten kommen auf Spanner, um zusammengeleimt zu werden. Als Verstärkung können Kunststoff-Flecken eingefügt werden. Bild-Rückwand, Passepartout und Glas müssen zugeschnitten werden. „Manchmal ziehe ich das Bild auf die Rückwand auf, damit es sich nicht wellt“, erklärt die Expertin. Anschließend wird alles staubdicht verklebt und verschossen. Zum Schluss muss die Aufhängung montiert werden. „Das ist eine Menge Arbeit, die der Kunde nicht sieht“, sagt Petra Domnick-Binder. Was sich im Preis wieder spiegelt: „So ein Rahmen kann schnell 150 Euro kosten“, sagt sie. Ein Wechselrahmen sei natürlich günstiger zu haben.
„Mit Passepartout wirkt ein Bild immer schöner, weil es nicht am Rahmen klebt“, findet die Expertin. Außerdem biete es die Möglichkeit, Rahmen- und Bildgröße aufeinander abzustimmen. „Übersetzt heißt Passepartout schließlich Generalschlüssel.“
Der Rahmen veredele ein Bild nicht nur, er schütze es auch vor Staub oder Nikotin. Doch was gefällt, bestimme nicht sie. „Der Kunde entscheidet“, ist Petra Domnick-Binders Motto. Doch damit der herausfinden kann, was er sich wünscht, macht sie natürlich Vorschläge - die jedoch nicht immer beeinflussen. Reaktionen wie „Blau passt überhaupt nicht in mein Wohnzimmer“ oder „Glänzend mag ich gar nicht!“ sind im Rahmungsgeschäft völlig legitim. „Es gibt immer verschiedene Möglichkeiten, die gut wirken.“ Außerdem gebe es Moden und Trends, „die oftmals auch durch Möbelgeschäfte gesetzt werden“.
Wie läuft das Geschäft mit Rahmungen und Kunstdrucken? „Seit der Neuen Mitte nicht mehr so gut wie früher, weil Laufkundschaft fehlt“, gibt Petra Domnick-Binder zu. „Doch ich habe meine Stammkunden und - seitdem ich Mutter bin, auch nicht mehr so viel Zeit wie früher“. Dass sie im Haus wohnt, treffe sich gut. „Ich kann schnell mal runterkommen, wenn jemand klingelt.“
Bild und Rahmen müssen eine Einheit bilden, davon ist die Rahmerin Petra Domnick-Binder überzeugt. Wie die Wirkung sein soll, überlässt sie dem Kunden, weil, was er für die Rahmung ausgeben will, ebenso eine Rolle spielt wie der individuelle Geschmack. Seit 1989 gibt es den Blauen Laden an der Stöckmannstraße 35. Geöffnet ist er montags von 11.30 bis 15.30 Uhr sowie dienstags bis freitags von 14.15 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung. 80 52 25. Das Sortiment umfasst auch eine große Auswahl an Kunstdrucken und Kunst-Postkarten.