Oberhausen. Michael Jabri, schwer gehbehindert von Geburt an, sucht seit zwei Jahren nach einem Arbeitsplatz. Der gelernte Großhandelskaufmann lässt sich dabei auch von negativen Erfahrungen unterkriegen.
„Man sagt immer, Schwerbehinderte haben weniger Chancen. Dabei reicht schon eine einzige, die ich finden und ergreifen muss.“ Michel Jabri hält seit zwei Jahren Ausschau nach dieser einen Chance auf dem Arbeitsmarkt, fuhr für Vorstellungstermine bereits tausende Kilometer durch die gesamte Republik.
Humor bewahrt
Doch bisher blieb die Suche des 35-jährigen Familienvaters, der von Geburt an schwer gehbehindert ist, ohne Erfolg. Seinen Humor und seine Willensstärke konnte sich Michel Jabri in dieser Zeit aber trotz einiger Negativerlebnisse bewahren. „Ich kann ja schließlich nicht nur einfach zu Hause auf dem Sofa sitzen und auf ein Wunder warten. Was für ein Vorbild wäre ich denn da für meine Kinder?“
Michel Jabri ist gelernter Großhandelskaufmann. Er wuchs in einem zweisprachigen Elternhaus auf, lernte dort die deutsche und tunesische Kultur kennen. Nach seinem Hauptschulabschluss erlangte er auf einer Handelsschule in Essen die Mittlere Reife. Anschließend ging es auf eine Fachschule für Fremdsprachen. Zwar hat Michel Jabri diese nicht komplett abgeschlossen, konnte sich dort aber dennoch Englisch- und Spanischkenntnisse aneignen. „Da man Spanisch in diesen Breiten eher weniger spricht, ist vom Englisch doch deutlich mehr hängengeblieben“, sagt Jabri mit einem Lächeln. Seine Ausbildung zum Kaufmann mit Schwerpunkt Großhandel absolvierte er in der Folge bei der Ruhrkohle AG in Duisburg-Homberg.
Im Anschluss folgte die erste Arbeitsstelle, in der hiesigen Niederlassung eines großen Finanzdienstleisters. „Dort war ich vor allem hinter den Kulissen tätig, ging Verwaltungstätigkeiten nach, kümmerte mich etwa um Bewerber. “ Als die Filiale aber schließen musste und Michel Jabri seine Arbeit verlor, fasste er den Entschluss, sich als Taxifahrer selbstständig zu machen. „Ich bin bereits während meiner Ausbildung nebenbei Taxi gefahren und hielt das damals für den richtigen Weg.“ Doch nach zwei Jahren musste er dieses Geschäft, für das er extra nach Duisburg gezogen war, aufgeben. Seitdem läuft die Suche nach einer neuen Stelle.
Arge: Firmen sehen oft nur die vermeintliche Belastung
„Bei einem Vorstellungsgespräch wurde mir direkt beim ersten Sichtkontakt auf dem Flur gesagt, die Stelle sei bereits vergeben. Das war schon ein komisches Gefühl.“ Michel Jabri ist bereit, für einen Arbeitsplatz einiges auf sich zu nehmen „Ich würde auch meine Zelte hier abreißen und mit meiner Familie wegziehen.“ Diese Bereitschaft zeigte sich auch bei einem Vorstellungsgespräch in Kiel. „Ich fuhr über 1000 Kilometer, am Ende wurde leider nichts daraus.“
Für Josef Vogt, Sprecher des Jobcenters Oberhausen, zeigt der Fall von Michel Jabri, mit welchem großen Eifer viele Menschen mit Behinderungen einen Job suchen. „Leider sehen viele Arbeitgeber nicht, welche Anstrengungen viele Menschen unternehmen. Die sehen eher nur eine vermeintliche Mehrbelastung. Was ihnen da aber alles entgeht, interessiert sie nicht.“