Die Oberhausener Narretei hat erfolgreich die Burg Vondern erobert. Seit 26 Jahren knallen vor dem Burghof die Kanonen - im Inneren angekommen, eint ein Feldgottesdienst Angreifer und Verteidiger wieder.

Wehe, wenn es dunkel wird vor dem sonst so friedlich schlummernden Leben vor der Burg Vondern. Denn an einem Tag im November wird die Ruhe vor dem Burggraben durch ein ohrenbetäubendes Getöse jäh unterbrochen. „Lasst uns herein!“, schallt es auf dem Weg zum Torbogen in den Burghof hinein. „Niemals!“, ertönt die Antwort auf der Gegenseite. Unbedarfte Spaziergänger könnten nun Unheil vermuten und denken: „Gleich knallt’s!“

Damit liegen sie gar nicht mal daneben: Denn beim traditionellen Sturm auf die Burg Vondern, versammelt sich das karnevalistische Oberhausen, angeführt von Prinz Manfred II., um das Gemäuer im Handstreich zu erobern. Doch die Burgherren aus Osterfeld und Vondern lassen sich das natürlich nicht so einfach gefallen - und haben einen Knaller in der Hinterhand. „Deckung! Feuer!“ Schon erschallt eine Salve aus der Kanone und der Prinz muss erst mal einen Schritt nach hinten gehen.

Der Burgbogen ist versperrt. Welch ein Katzenjammer! Wenngleich sämtliches Getier sich ob der Krakeelerei schon längst in die Büsche verschanzt hätte. Höchstens Knallfrösche im Burggraben hätten da noch eine Chance.

„Kein Einlass, die Burg gehört uns!“ Die Verteidiger ziehen die Mauer wieder hoch - zumindest ist diese aus Pappe gefertigt und kann als Sichtschutz Eindruck machen. Ein Ex-Prinz, Hans-Jürgen Wittenberg, übernimmt die Abwehrstrategie und hat sich dazu ein kleines Megafon organisiert. Prinz Manfred II. kontert mit seiner Stimme und hält noch eine Finte vorbereitet.

„Diese Burg gehört gemäß eines alten Schriftstückes mir“, sagt der Prinz - und die Verteidiger sind kurzzeitig verwirrt. Manfred II. zieht eine alte Urkunde aus dem Gemäuer auf der ausgrechnet der Nachname (Buil) des närrischen Machthabers groß vermerkt ist. Ein Dokument aus der Ahnenforschung, denn Buils Vorfahren gehörten im 15. Jahrhundert tatsächlich zu den Burgbesitzern.

Doch nicht in Vondern - die Verteidiger haben sich wieder gesammelt und zeigen dem Prinzen den Vogel. Der denkt, selbigen hat das kleine Grüppchen am Eingang jetzt aber endgültig abgeschossen. „Habt ihr nicht Durst und Hunger? Gleich sind die Pommes weg!“ Es wird verhandelt, doch die lukullischen Köstlichkeiten im Innenhof können nicht zum Einlenken bewegen. Es heißt nur in gesungener Form: „Ihr könnt nach Hause gehn - Ihr könnt nach Hause gehn!“

Also muss die Ehrengarde der Stadt mithelfen. Männer in Uniform drängeln sich an den besetzten Burgbogen heran. Es wird gerüttelt und geschüttelt. Und letztlich hält auch die beste Pappe nicht. Die Burg fällt am Samstag um 17.13 Uhr in die Hände des Prinzen von Groß-Oberhausen. Das Gefolge jubelt!

Innendrin ist der Burgfrieden in Sekunden wieder hergestellt. Angreifer und Verteidiger sind sich einig: „Wir machen jetzt gemeinsame Sache!“ Dazu eignet sich der Feldgottesdienst, den erstmals Stadtdechant Peter Fabritz hält. Damit tritt er die Nachfolge von Emil Breithecker an, der die Verbindung von Karneval und Kirche in den vergangenen Jahren intensiv pflegte.

Der Dechant fragt nach dem typischen Oberhausener Humor und befindet: „Ja, den gibt es wirklich!“ Sein Gottesdienst im beheizten Zelt fällt kurz und knapp, aber passend aus. Danach beginnt der gemütliche Teil: Es wird getratscht und verweilt. Denn für die Narretei brechen nach dem Sturm in Vondern ruhigere Tage an. In der Adventszeit wird der Karneval nämlich eine Pause einlegen. Erst im Januar geht es weiter. Dann beginnt auch der Saalkarneval mit seinen Prunksitzungen.

Der Übergang fällt leicht: Der karnevalistische Zapfenstreich mit dem Spielmannszug Rheinklänge schickt die Narren auf der Burg in die Schlummerpause.