Nicht nur in der Karnevalshochburg Köln gibt es ein Dreigestirn. In Oberhausen kürt die KG Dampf drauf bereits seit 54 Jahren regelmäßig Prinz, Jungfrau und Bauer - und ist dem „Original“ der Domstadt sogar einen Schritt voraus.

Als vor einigen Wochen das närrische Oberhausen eine Nachricht aus Bochum erreichte, mussten einige Karnevalisten schmunzeln. Die westfälischen Kollegen küren dort nämlich erstmals ein Dreigestirn und bezeichneten dies im Revier als einmalig. „Allerhand!“, kontern nun die hiesigen Narren. „Bei uns gibt es ein Dreigestirn doch bereits seit mehr als einem halben Jahrhundert!“ Am Samstag wurde mit Hans Dieter Siebert, Heiko Siebert und Michael Strunk das 54. Oberhausener Dreigestirn in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums inthronisiert.

Das Brauchtum hat bekanntlich so seine Eigenarten - und die sind regional ganz penibel verankert. Wenn jemand in Düsseldorf etwa ein herzliches „Alaaf“ schreit, kann dieser eigentlich direkt das Ticket für die Rückreise stempeln. Die eine Stadt mag ihren Prinzen, die andere gleich ein Prinzenpaar. Es gibt Prinzessinnen, Kinderprinzen auch - oder auch nicht. Da kann man schnell den Überblick verlieren, so dass im Kopf die Kamelle kreisen. Dabei bleibt eines stets glasklar: Das Dreigestirn gehört nach Köln wie Dom und ein Glas Kölsch.

Ein kleiner Kreis Oberhausener Jecken probte jedoch 1957 eine gar jecke Revolution. Als eine der ersten Karnevalsgemeinschaften plante die KG Dampf drauf, das Dreigestirn auch außerhalb von Köln auf die Reise zu schicken. Zunächst unternahm ein Prinz alleine einen Probelauf, doch schon in der Folgesession fiel der Startschuss für eine lange Dreiklang-Tradition.

Eine karnevalspolitisch gar nicht mal so simple Entscheidung, denn in der hiesigen Stadt ist das Dreigestirn nicht alleine unterwegs, sondern der Prinz von Groß-Oberhausen hat hier die Hosen an (Der Prinz im Dreigestirn trägt in Oberhausen übrigens in der Regel Strumpfhosen).

Zwei Regenten auf den Bühnen, kann das gutgehen? Es kann: Die Machtverhältnisse sind zwischen Hauptausschuss und Karnevalsgemeinschaft in vertraglicher Form geregelt. Und da heißt es: Das Dreigestirn muss sich dem Stadtprinz unterordnen. So soll es zu keinem Regenten-Durcheinander kommen.

Gefährlich klingende Klauseln, die im praktischen Alltag der närrischen Machthaber aber keine Rolle mehr spielen. Die Prinzen der vergangenen Jahre sprechen von einem freundschaftlichen Verhältnis untereinander. Oftmals stehen sie auch gemeinsam auf den Bühnenbrettern. Miteinander statt gegeneinander - das klappt auch im Karneval. Bleibt eigentlich nur der Blick an den Rhein. Ist das Dreigestirn in Oberhausen nicht bloß ein Abklatsch des Kölner Originals? „Oh nein“, sagt der amtierende Prinz im Dreigestirn, Hans Dieter Siebert. „Unser Dreigestirn hat den Kölnern sogar etwas voraus. Wir haben zwei Paginnen mit dabei. Und so etwas gibt es in der Domstadt nicht.“

Siebert freut sich auf den Zug durch die Säle. Der „flotte Dreier“ wird wie der Stadtprinz nicht nur bei den Sitzungen, sondern auch in Altenheimen, Behinderten- und Sozialeinrichtungen auftreten. Siebert möchte als mehrfacher Schützenkönig außerdem die Brauchtümer zusammenführen. Auch das ist eine Aufgabe eines Prinzen im Dreigestirn.