In diesem Jahr war alles anders. „Es war sehr lange kalt, die Frühblüher waren deshalb später dran als normal”, sagt Corinne Buch, Biologin und Botanikerin der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet.
Dann wurde es wiederum sehr schnell warm und dadurch blühten viele Pflanzen gleichzeitig, die sonst nacheinander ihre Blüten geöffnet hätten.
Jetzt sind sie jedenfalls da, die Blüten der Frühblüher. „Dazu gehören viele Erdpflanzen, deren Zwiebeln oder Knollen in der Erde überwintern”, erklärt Corinne Buch. Diese frühblühenden Erdpflanzen haben eine gute Taktik. „Sie treiben aus, wenn die Bäume noch kahl sind und haben dadurch ganz viel Licht”, so Buch.
Natürlich gibt es auch viele Gehölze, die früh blühen. Die Schlehe etwa erledigt diese Aufgabe, ehe sie sich überhaupt Blätter zulegt. Frühblüher sind sehr wichtig. Besonders für Insekten, die durch sie so früh eine Nahrungsquelle finden.
Bei einem Rundgang durch den Garten am Haus Ripshorst erzählt die Biologin, dass die Schneeglöckchen, die Pflanzen sind, die ihre weißen Blüten schon im Januar, Februar öffnen. Im Garten leuchten aber mittlerweile sonnengelb verschiedene Nazissenarten. Züchtungen sind das allesamt.
Tulpen stehen kurz vorm Erblühen. Kaiserkronen zeigen ihre Pracht. Duftveilchen blühen violett dicht an die Erde geschmiegt.
Doch die Pflanzen im Garten haben auch frühblühende „Kumpel”, die wild wachsen. Im Wald sind das die Buschwindröschen, die als grün-weiße Teppiche unter den Bäumen leuchten. Im Gehölzgarten des Haus Ripshorst blüht gelb das Scharbockskraut. „Der Name leitet sich von Skorbut ab”, sagt Buch. Denn das Kraut ist Vitamin-C-haltig und wurde von den Menschen früher auch gegessen. Das Behaarte Schaumkraut hört sich eher nicht nach einem Nahrungsmittel an. Es ist eine einjährige Pflanze mit winzigen unscheinbaren weißen Blüten. „Die Samen liegen in der Erde und können ganz schnell austreiben.”
Was den Pflanzen sagt, dass es Zeit ist, sich über der Erde blicken zu lassen bzw. zu erblühen, sind nicht nur äußere Reize wie Temperatur und Helligkeit, sondern auch ein innerer Rhythmus. „Der ist vergleichbar mit unserem Schlaf-und-Wach-Rhythmus”, sagt die Biologin.
Ihrem Rhythmus ist wohl auch eine Pflanze gefolgt, die Buch einfach als „Gundermann” bezeichnet. Kleine blaue Blüten trägt das Gewächs am Wegesrand. Und gleich zwei dicke Hummeln tummeln sich mit großem Appetit. Was die Bedeutung der Frühblüher unterstreicht.
Die Knoblauchrauke, die ein paar Meter weiter wächst, ist eher ein späteres Pflänzchen, ein Frühlingsblüher. Ihre Blätter riechen nach Knoblauch, wenn man sie zerreibt. Auch die Knoblauchrauke ist essbar – wie überhaupt viele Pflanzen, die wild wachsen. „Den Giersch kann man auch essen”, sagt Buch. Und dann fügt sie über diese Pflanze, die Gärtner oft zur Verzweiflung treibt, weil sie so wuchert, gleich hinzu: „Das beste Mittel, sie wegzukriegen, ist sie einfach wegzuessen.” Na, dann, guten Appetit.
Wer sich für Frühblüher interessiert und mehr Pflanzen kennen lernen möchte, findet weitere Informationen unter www.botanik-buchum.de. Auf der Homepage des Bochumer Botanischen Vereins gibt es eine Auflistung der bodenständigen Frühblüher, auch Frühjahrsgeophyten genannt. Bilder der Blüten der hier zu findenden Zwiebel-, Knollen- und Rhizompflanzen kann man sich anschauen.