Oberhausen..

In der 20-Millionen-Euro-Kredit-Affäre um die pleite gegangene Königshardter Sportartikel-Firma „Sport-Concept“ wird die Luft für den dreiköpfigen Vorstand der Sparkasse Oberhausen immer dünner. Im ersten bisher vorliegenden Gutachten zu dem komplexen Vorgang erhebt der Duisburger Insolvenzverwalter Sebastian Henneke schwere Vorwürfe gegen „Sport-Concept“ und gegen die Sparkasse.

Henneke kritisiert das Geschäftsmodell der Firma als „schwer nachvollziehbar“ und gibt an, dass ihre Geschäftsführung die für die Sparkasse als Sicherheit hinterlegten Lagerbestände an Sportwaren viel zu hoch bewertet habe. „Die angegebenen Werte von 21,5 Millionen Euro entsprechen bei weitem nicht den Realwerten. Es ist von einem Bruchteil auszugehen.“

Obwohl spätestens seit 2007 Hinweise vorgelegen hatten, dass die Geschäfte der GmbH auf sehr wackligen Beinen standen, habe die Sparkasse die Firma weiter stark unterstützt, wundert sich Henneke.

Mit Krediten finanziert

„Sport-Concept“ hat sich als Sportartikel-Großhändler verstanden, der weltweit Schuhe, Trikots und Hosen billig eingekauft und an Discounter weiterverkauft. Die Firma garantierte ihren Großkunden wie zuletzt „Netto“, nicht verkaufte Ware zurückzunehmen. Ihre Geschäfte finanzierte die GmbH mit Krediten der Sparkasse, deren Volumina zuletzt explosionsartig anstiegen – auf bis zu 20 Millionen Euro.

Ende März 2011 war das Risiko einem Teil des Sparkassen-Vorstands zu hoch, das Institut verlängerte die Kreditlinie nicht; „Sport-Concept“ ging mit 31 Mitarbeitern in die Insolvenz. Henneke: „Sport-Concept ist zahlungsunfähig und überschuldet; Aussichten auf Fortführung bestehen nicht.“ Das vorhandene Vermögen entpuppte sich nach seiner Analyse als so gering, dass es gerade die Verfahrenskosten von 72 000 Euro deckt.

Nach bisherigen Erkenntnissen bleibt die Sparkasse wohl auf dem ausstehenden Kreditbetrag von 20 Millionen Euro sitzen. Denn die Sparkasse hat hauptsächlich die wenig werthaltigen Lagerbestände als Sicherheit für die Kredite hinterlegt - nicht jedoch das persönliche Vermögen der Geschäftsinhaber. Ein in der Bankenwelt höchst ungewöhnliches Vorgehen, sind sich Finanzexperten einig.

Verlust abschreibbar

Diese Summe muss das Institut daher wahrscheinlich komplett abschreiben. In der Oberhausener Sparkassen-Historie soll das einmalig sein – selbst im schwergewichtigen Insolvenzfall von Babcock Borsig habe die Sparkasse nur halb so viel Geld verloren, heißt es. Dennoch gefährdet das „Sport-Concept“-Desaster die Sparkasse nicht, der Verlust ist über Jahre abschreibbar – minimiert aber die Beträge, mit denen die Sparkasse der Stadt Gutes tun kann.

Besonders staunt der erfahrene Insolvenzverwalter über die Rolle des Königshardter Rolf Hoffmann: Sein Sohn hält 65 Prozent an „Sport-Concept“, Rolf Hoffmann selbst wurde vom Geschäftsführer als Berater bezeichnet.

Er soll bei vielen Gesprächen mit der Sparkasse dabei gewesen sein. Aber: Rolf Hoffmann „ist in Bankkreisen einschlägig negativ in Erscheinung getreten“. Als Chef von „Sport Hoffmann“ ist er 2006 wegen Betrugs zwei Jahre auf Bewährung verurteilt worden. „Sport Hoffmann“, merkt Henneke jetzt an, „hatte offensichtlich dasselbe Geschäftsmodell wie Sport-Concept.“

Gutachten kommt Ende November

Trotzdem baute der Sparkassen-Vorstand das Geschäftsvolumen mit „Sport-Concept“ weiter aus. Sie half sogar tatkräftig 2007 mit, als die Firma erstmals bilanziell überschuldet war - durch Rangrücktritt und noch höhere Kredite. Kurios: Zur Bedingung dafür machte eine der Sparkasse nahe stehende Beratungsgesellschaft ausgerechnet den „persönlichen Einsatz“ und eine „konkrete Funktionsübernahme“ des einschlägig bekannten Rolf Hoffmann. „Dies ist von der Sparkasse sogar unterstützt worden. Nachvollziehbare Erläuterungen dieser Vorgehensweise hat es von der Sparkasse mir gegenüber nicht gegeben“, kritisiert Henneke.

Ende November will endlich die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) ihr lang angekündigtes Gutachten vorlegen. Es soll gut 200 Seiten stark sein.