Oberhausen. .
Wenn Johannes Brahms seine Sonaten „Für Klavier und Violine“ nennt, wird schon daraus deutlich, dass es sich nicht um virtuose Solostücke mit Klavierbegleitung handelt, sondern um ein durchstrukturiertes kammermusikalisches Zwiegespräch zwischen gleichwertigen Partnern. Und genau das boten die Geigerin Nina Reddig und der Pianist William Youn den Zuhörern im voll besetzten Ebertbad in der 142. Matinee des Künstlerfördervereins.
Romantische Werke
Dabei gelang ihnen hervorragend die Synthese zwischen konstruktionsbezogener Klarheit und sensibel ausgeleuchtetem, emotionalem Gehalt, der gerade bei romantischen Werken für den Hörer zunächst im Vordergrund steht. Brahms’ A-Dur-Sonate, wegen der Ähnlichkeit ihres Kopfthemas mit dem Preislied aus Wagners Oper auch „Meistersinger-Sonate“ genannt, entfaltet durchaus in diesem Sinne eine blühend ausschwingende, im zweiten Satz auch mitunter traumverlorene Melodik. Möglicherweise sind hier auch biografische Hintergründe wirksam.
Mit der gleichen hinreißenden Gestaltungskraft zum Schluss des Konzerts Schumanns weniger lyrisch-gelöste, bedrängende a-moll-Sonate: Nach verhaltenem Beginn leidenschaftliches Ausschwingen, im letzten Satz geheimnisvoll-fahles Huschen und abruptes Aufbäumen.
Schwergewichte
Von diesen „Schwergewichten“ umrahmt wurden zunächst zwei der drei Romanzen op. 22 von Clara Schumann, „Damenmusik“, wie man im 19. Jahrhundert oft sagte: Ohne heroische Ecken und Kanten, aber schön und ansprechend, ohne die bei weniger begabten Komponistinnen (und Komponisten) in dieser Zeit beliebte Sentimentalität. Etwas aus dem Rahmen der romantischen Umgebung fiel Mozarts B-Dur-Sonate für Klavier KV 570, die William Youn zu einer plastisch artikulierten Klangrede formte, silbrig sprühend oder auch nachdenklich erzählend, echt mozartisch. Auch an der oft verkitschten Zugabe bewies sich das Niveau der Interpreten: Kreislers „Liebesleid“ mit raffiniertem Schmelz ohne oberflächliche Süßlichkeit.