Auch wenn die Prinzenmütze beim ersten Aufsetzen noch etwas rutschte: Manfred Buil (58) sitzt seit Samstag ganz fest im Sattel der Narretei. Er tauschte in der mit 1000 Gästen ausverkauften Luise-Albertz-Halle das bürgerliche Leben mit dem Regententum und wird bis Aschermittwoch als Manfred II. die Stadt regieren. Ein Tusch dafür!

Fanfaren und musikalische Zustimmung standen nämlich klar im Vordergrund: Denn der offizielle Teil gelang erfreulich kompakt, so dass der neue Machthaber schnell auf seinem nobel gezimmerten Thron Platz nehmen durfte. Karneval ist für den Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik eine Herzensangelegenheit, als Vorsitzender der Karnevalsgemeinschaft Dampf drauf ist er der Narretei lange verbunden. So ergibt auch sein Sessionsmotto Sinn: „Ein Traum wird wahr – einmal im Leben mit allen Narren feiern als Prinz Karneval!“

Eigentlich sind dies alles Voraussetzungen für eine gemütliche Session. Doch Manfred II. juckte es sofort in den Fingern: Die Prinzenkette hielt seinem Bewegungsdrang stand, das Zepter tauschte er zwischenzeitlich gegen eine Gitarre ein und betätigte sich im proppenvollen Saal einfach selbst als Eisbrecher. Mit den „3 Lions“ aus Styrum wurde gerockt. Buil: „Vor 40 Jahren habe ich schließlich in einer Jugendband gespielt.“ Der Eröffnungshit passte denn auch zur Prinzenpremiere und zum Band-Comeback: „Wenn nicht jetzt, wann dann?“

Alleine wird der Regent bis Ende Februar 2012 nicht durch die Säle ziehen. Dafür sorgt schon sein Hofstaat: Hofmarschall Ralf Grabutznat und Minister Thomas Kreutz, dazu die Paginnen Vera Lesniak und Pia Nerling gehören zum Team. Ebenso wie die Garde, die einen historisch angehauchten, absolut gelungenen und tänzerisch anspruchsvollen Tanz einstudiert hatte.

„Wir machen diesmal etwas völlig Anderes!“, hieß es im Vorfeld – und der Erfindergeist zahlte sich aus. Mit der Kinder- und Seniorengarde sowie Müttern und aktiven der Gemeinschaft tanzten drei Generationen zu einer modernen Musikauswahl. Klasse!

Da wähnten sich die Gäste schon bei einem Wunschkonzert, obgleich so etwas gab es auch bei der Proklamation: Bei der Centro-Erweiterung solle doch noch eine Halle mit 600 Plätzen für Karnevalsveranstaltungen eingeplant werden, stand dort geschrieben. Auch RWO soll möglichst bald aus dem Tabellenkeller in die Aufstiegsregion klettern. Das machte freilich die Fußballfans im Saal ganz narrisch.

Das Programm gelang abwechslungsreich: Die „Band ohne Bart“ spielte reichlich Stimmungshits – Schlagersänger Nic vor allem seinen Hit „Ein Stern“. Die Redner „Schlabber und Latz“ zündeten im Saal allerdings nicht. Dafür aber Parodist Jörg Knör umso mehr. Er scherzte topaktuell über Bushido und Heino. Freute sich nach dem miesen Sommer und tollen Herbst nun auf die fünfte Jahreszeit.

Knör schlüpfte in die Rollen sämtlicher Promis, ließ Otto blödeln, Udo Lindenberg nuscheln und Karel Gott rappen („Selbst die Teenies rufen jetzt: Oh, Gott!“). Außerdem hatte er ein gutes Auge für die anwesende Stadtprominenz. „Auch der Oberbürgermeister ist heute hier im Saal. Ich hab’s am Nummernschild erkannt: OB!“ Großer Applaus und zahlreiche Zugaben dafür.

Der Tanz der Oberhausener Garden einte schließlich die Reihen, so sehr, dass Sitzungspräsident Walter Passgang meinte: „Diese Darbietung gehört unter Denkmalschutz!“