Oberhausen. . Im September hat Kerstin-Marie Berretz zum ersten Mal ihre Ordensgelübde abgelegt. Seit Anfang November lebt und arbeitet die junge Dominikanerin im Vincenzhaus, wo sie ihre MItschwestern im Sozialdienst unterstützt.
Sie hatte eine schöne Wohnung, hat gutes Geld verdient, konnte sich schöne Reisen leisten. Und doch fehlte was. „Soll das jetzt alles sein? Das ist nicht das, was ich mir für mein Leben vorstelle“, hat Kerstin-Marie Berretz gemerkt und schließlich einen folgenschweren Entschluss gefasst: Am 8. September legte die 31-Jährige im Mutterhaus der Arenberger Dominikanerinnen das erste Ordensgelübde ab – und verstärkt seit diesem Monat die Gemeinschaft der Schwestern, die im Vincenzhaus leben und arbeiten. Dass die sich darüber mächtig freuen, kann man sich leicht vorstellen: Schließlich ist Ordensnachwuchs selten geworden in diesen Zeiten.
„Gut katholisch“
Geboren ist Kerstin-Marie in Wuppertal, aufgewachsen in Sprockhövel, mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder – „gut katholisch sozialisiert“, sagt sie lächelnd über das familiäre Umfeld, das sie geprägt hat. Nach dem Abi begann sie ein Theologiestudium in Bochum und München, auf das Studium folgte eine Ausbildung zur Pastoralreferentin im Bistum Trier: Danach sei der Wunsch, sich einer Ordensgemeinschaft anzuschließen, allmählich sehr konkret geworden: „Ich hatte schon während des Studiums immer mal daran gedacht, hab’ jede Menge Orden besucht, mal hier geschaut, mal da geschaut.“ Bei einer so genannten Klosternacht in Trier, bei der sich diverse Orden präsentierten, habe sie erstmals Arenberger Dominikanerinnen getroffen: „Das hat mich sehr angesprochen“, erinnert sie sich: „Sie strahlen so eine große Begeisterung für das Leben in klösterlicher Gemeinschaft aus.“
Heiraten, Familie gründen – was für viele Frauen Ende 20 ein großes Thema ist, war für Kerstin-Marie keines: „Ich bin nicht so der Familientyp, nicht mal der Beziehungstyp“, charakterisiert sie sich. „Ich will irgendwie mehr, will mich ganz einsetzen für Gott.“
Dabei sei die Entscheidung fürs Klosterleben alles andere als eine Weltflucht, wie viele glaubten: „Ich arbeite doch hier mit Menschen“, sagt sie und weist um sich – auf die älteren Menschen, die sich ringsum in der Küche der Wohngruppe tummeln. „Das Leben in einer Gemeinschaft, die so bunt ist wie unsere, gefällt mir.“ Da störe es sie auch nicht, dass sie mit weitem Abstand die Jüngste im Kreis der Schwestern ist. „Es gibt ja E-Mail und so“ – um auch Kontakte zu Gleichaltrigen zu halten.
„Die Reiseschwester“
Ihr Einsatzort sei überdies nicht nur das Vincenzhaus, wo sie im Sozialdienst tätig ist: „Ich mache auch Jugendarbeit – geistliche Wochenenden in der Schweiz etwa oder Angebote für Pfadfinderinnen, die den üblichen Gruppenangeboten entwachsen sind. Insofern werde ich auch viel unterwegs sein – ich bin die Reiseschwester“, sagt sie lachend und man merkt ihr die Vorfreude auf eine abwechslungsreiche Arbeit an – in Oberhausen und wo immer sonst der Orden Aufgaben für sie bereit hält.