Oberhausen. .

Wie viele kleine Tatzen fühle es sich an, gar nicht schlimm, lächelt Marion Götz die Schweißperlen auf ihrer Stirn weg. Sohn Paul steht staunend neben seiner Mutter, beobachtet genau, was sie in ihren Händen hält: eine rote Chile-Vogelspinne – eines der knapp 200 Tiere, die bei der Reptilien-Ausstellung am Wochenende in der Luise-Albertz-Halle gezeigt wurden.

Es sei das erste Mal, dass die Ausstellung in Oberhausen gezeigt würde, kündigte die veranstaltende Familie Hein ihre Schau an. Im Foyer und einem kleinen Teil des Saals im oberen Geschoss der Stadthalle haben sie ihre Terrarien aufgebaut, zeigen auf einer Leinwand einen Film über Schlangen, ein Leguan thront auf einem Baumstumpf - während die Vogelspinne und zwei Pythons den vielen besuchenden Familien zum Bestaunen, Anfassen und Fotografieren präsentiert werden.

Schildkröten fressen kein Popcorn

„Wir wollen den Menschen die Angst vor diesen Tieren nehmen“, sagt Heino Weber, einer der Tierpfleger in der Gruppe. „In den Medien werden sie völlig verzerrt dargestellt.“ Als Beispiel zeigt er auf die Vogelspinne, die weiterhin auf Marion Götz’ Hand ruht. „Diese Spinne springt keinen an. Fällt sie aus einem Meter Höhe auf den Boden, stirbt sie sogar.“ Denn sie lande auf dem Hinterteil, beschädige alle dort sitzenden Organe.

Nichtsdestotrotz ist diese Vogelspinne doch kein handzahmes Tier, immerhin hat sie an dem wichtigen Hinterteil so genannte Brennhaare. Fühlt sie sich angegriffen, richtet sie sich auf und schleudert ihrem Gegenüber einige mit Gift benässte Haare entgegen. Die jucken und sind für Allergiker gefährlich. „Natürlich sind unsere Tiere keine Kuscheltiere, das machen wir schon jedem deutlich. Man sollte Respekt vor ihnen haben“, sagt Weber. Minuten später öffnet einer der Pfleger den Zaun, der um die rund neun Quadratmeter grünen Filz für die beiden großen Schildkröten aufgestellt wurde. Eines der 40 Jahre alten Reptilien marschiert heraus, mehrere Kinder umscharren es sofort. Eltern machen Fotos, manche mit Blitz.

Sebastian Reinke findet so etwas nicht richtig. „Die Schildkröte rutscht auf dem Parkettboden aus“, sagt der 27-Jährige. Außerdem vermisse er die Aufsicht, ein Kind habe das Tier mit Popcorn gefüttert. „Ich habe der Mutter gesagt, wie schlecht das ist.“ Ist das denn nicht Aufgabe der Ausstellenden?

Die Frau, die Eintrittskarten zur Schau verkauft, schaut auf: „Bei uns läuft die Schildkröte immer frei herum.“ Dass das Tier zwischen all den Beinen auf dem rutschigen Parkett verängstigt ist, glaubt sie nicht. „Eigentlich wissen unsere Gäste auch, dass sie die Tiere nicht füttern sollen“, sagt sie und sucht einen Pfleger.

Sebastian Reinke ist mit seiner Schwester Laura zur Ausstellung gekommen. Die Zehnjährige findet Spinnen ekelig. „Wenn ich eine in meinem Zimmer sehe, kommt der Papa und tritt drauf.“ Nun soll Laura lernen, dass diese Tier nützlich sind, man ihnen mit Respekt begegnen sollte. Begeistert ist die Zehnjährige nun nicht. „Ich finde das Quälerei, die Tiere in so kleinen Boxen einzusperren.“

Ben muss das keiner mehr erklären: Zu Hause hat der Sechsjährige eine Hausspinne eingefangen, kennt sich bestens auch mit exotischen Tieren aus und weiß, dass manche von ihnen gefährlich sind. „Ich weiß aber auch, dass Spinnen Insekten töten. Und das macht sie wichtig.“