In einer neuen Serie beschäftigt sich die WAZ Oberhausen mit der örtlichen Feuerwehr. Zum Auftakt gibt's ein wenig Zahlenzauber.
„Seit Jahren gibt es bei Readers Digest eine Umfrage, welches die beliebteste Berufsgruppe sei", sagt Wolfgang Tingler. Zuletzt machte da immer sein eigener Berufsstand das Rennen. Die Feuerwehr, deren Chef Tingler in Oberhausen ist. In seinem Büro in der Feuerwache I an der Brücktorstraße hat Tingler immer Gesellschaft. Die lebensgroße Figur des Heiligen Florian, des Schutzpatrons der Feuerwehrleute, sieht ihm bei der Arbeit zu. Feuerwehrarbeit, die Feuerwehr, was ist das eigentlich genau?
Es ist jedenfalls viel komplizierter und wesentlich vielschichtiger, als es sich die meisten Menschen vorstellen. Denn gerade zu Bränden rückt die Wehr gar nicht so oft aus, wie die meisten Menschen immer noch glauben.
Mehr als 38.000 Einsätze
Dafür hat eine Feuerwehr aber ein Herz, wie Tingler verrät. Das ist die Leitstelle. Dort wurden auch die 38 338 Einsätze des vergangenen Jahres koordiniert und abgewickelt. Von denen waren eben lediglich 337 Brände. Den Großteil der Einsätze machten jedoch die Notfälle, der Rettungsdienst, aus (22 538) und die Krankentransporte (14 349). Dazu kamen noch 838 technische Hilfeleistungen. Das kann eine Ölspur sein, eine Katze im Kamin, ein Teckel im Kaninchenbau, der ausgegraben werden muss. Oder ein Pferd auf dem Balkon – kein Scherz. Alles in allem kamen so auch die 681 319 Kilometer zu Stande, die 88 Einsatzfahrzeuge von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr zurücklegten.
Feuerwehr ist übrigens Gesetz. „Es gibt ein Feuerschutz-Hilfeleistungsgesetz, nach dem Gemeinden verpflichtet sind, eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende Feuerwehr aufzubauen", erklärt Tingler. Städte ab 100 000 Einwohnern können, solche über 150 000 Einwohnern müssen eine Berufsfeuerwehr haben.
266 Beamte
In Oberhausen gibt es bei der Berufsfeuerwehr 266 Beamte im Einsatzdienst plus 14 Tarifbeschäftigte. 115 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr kommen noch hinzu. Warum es gerade 266 Beamte sind? Tingler erläutert. Zunächst einmal gibt es zwei Wachen. Neben der Hauptwache, die den Südbereich der Stadt abdeckt, auch noch die Feuerwache II für den Norden Oberhausens. Die Trennlinie ist der Rhein-Herne-Kanal. Die Bemessungsgrenze für das Personal ist nun ein sogenannter kritischer Wohnungsbrand. „Dafür brauche ich 16 Einsatzkräfte und das sowohl in Oberhausen als auch in Sterkrade", sagt Tingler. Hinzu kommen die Einsatzleiter, Führungsgehilfen und Personal für den Nachschub bzw. die Logistik. Danach sind täglich 41 Funktionen zu besetzen. „Wenn ich 41 Funktionen das ganze Jahr über aufrechterhalten will, muss ich sie mit dem Personalfaktor 4,3 multiplizieren", sagt der Feuerwehrchef. So entsteht die Zahl 266. Wobei die Wehr gerade dabei ist, personell aufzustocken. Der Personalschlüssel von 4,3 wird neu berechnet, weil die Arbeitszeit von 54 auf 48 Stunden gesenkt wurde.
Feuerwehr: Wie bei einem Zauberer lassen sich hier immer mehr Zahlen aus dem Hut zaubern. Von den 266 Beamten werden zur Zeit auf Grund der Verringerung der Arbeitszeit 192 Mann im Brandschutz eingesetzt, 58 im Rettungsdienst und 16 in der Leitstelle. Nach den Zahlen noch ein Gesetz: Das Rettungsdienstgesetz NRW schreibt vor, dass von der Alarmierung bis zum Eintreffen am Einsatzort in 95 Prozent der Fälle nur höchstens acht Minuten vergehen dürfen. Aus der Zahl der Transporte pro Jahr ergibt sich die Anzahl der Fahrzeuge und auch wiederum die Zahl der Beschäftigten.
Wobei Feuerwehrmänner – es gibt nur zwei Frauen, die bei der Feuerwehr in Oberhausen arbeiten, – eigentlich immer mehrere Jobs haben. Sie sind Rettungsassistenten, Höhenretter, Taucher usw. Aber das ist jetzt schon wieder eine andere Geschichte.