Schüler am Bertha-von-Suttner-Gymnasium organisieren Konzert gegen rechts. Es ist nicht die einzige Aktion in dieser Richtung.
So laut geht es selten zu in den Räumen des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums. Wer am letzten Freitagabend an der Schule vorbeiging, konnte nicht überhören, dass drinnen kräftig abgerockt wurde.
Nun gibt es viele Schulen und unzählige Rockkonzerte. Was das Besondere an diesem Konzert war? Es war die klare politische Botschaft des „Rock gegen rechts”. Schon am Eingang schrie es dem Besucher von bunten Plakaten an den Wänden entgegen: „Kein Bock auf Nazis”.
Was draußen angekündigt, wurde drinnen in die Tat umgesetzt. Sechs Bands gaben sich im Laufe des Abends auf der Aula-Bühne das Mikrofon in die Hand, um politisch Stellung zu beziehen. „Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär' nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.” Es verwunderte nicht, dass auch ein Ärzte-Song dabei war. Vor der Bühne kam jedenfalls schon früh eine gute Stimmung auf, die Schüler hüpften und tanzten begeistert zu den rockigen Klängen aus den Verstärkern. Die Aula war gut belebt: Weit über 100 Schüler, Lehrer, Eltern und Freunde tummelten sich dort.
Lehrer rocken mit
Wo sich die Schüler engagierten, wollten auch einige Lehrer nicht zurückstehen und fanden sich zu einer neuen Bertha-Lehrerband zusammen, die bei „Rock gegen Rechts” ihre Premiere feierte.
Unter dem Namen „Törtchens Rollkoffer” hatte sich der Musiklehrer auch Unterstützung aus anderen Fächern geholt. Außerdem waren die drei Essener Bands „Soundchek”, „Missing Tuesday” und „The Strange Days” dabei.
Auch im Vorraum war einiges los. Neben dem Getränkestand waren Schüler der Antifa-AG der Schule anzutreffen, die Flyer mit der Botschaft „Kein Bock auf Nazis. Gemeinsam etwas bewegen” verteilten. „Wir hoffen, dass alle hier ein wenig aufgeklärter rausgehen”, sagte Marvin Rupietta. Er gehört der Klasse 10b an, die erst vor zwei Monaten Zeitzeugen über die Zeit des Nazionalsozialismus befragte und daraus einen einstündigen Beitrag für den Bürgerfunk produzierte (die WAZ berichtete).
Die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema wird großgeschrieben am Bertha – wie auch der alljährliche Besuch der zehnten Klassen im ehemaligen Konzentrationslager Fort Breendonk in Belgien zeigt. „Rock gegen Rechts” ist ein weiteres Projekt in diesem Rahmen. Schülervertretung (SV) und Antifa-AG investierten einiges an Arbeit dafür. In der letzten Woche seien sie alle täglich eine Stunde länger in der Schule geblieben, sagt Moritz Krusenbaum von der SV. Das war wohlgemerkt die Endphase wochenlanger Vorbereitungsarbeit, in der Bands gesucht, das Programm geplant und die Technik organisert werden musste.
Motiviert waren SV und Antifa auf jeden Fall, sehen sie doch großen Bedarf an Veranstaltungen gegen rechts. Auch wenn es in Oberhausen wenig Probleme mit Rechten gebe, viele Schüler wissen von dem ein oder anderen Übergriff zu berichten. Tobias Schwanke hat zum Beispiel von einem ausländischen Schüler gehört, der im Bus brutal verprügelt wurde. „Wir wollen diesen Irrsinn vor Augen führen”, sagtMalte Paalke. Mit Musik könne man einiges klarmachen, ergänzt Tobias Schwanke. Außerdem habe Musik einen weiteren positiven Effekt: „Sie wirkt verbindend.”
Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein: Nach Möglichkeit sollen derartige Konzerte am Bertha demnächst öfter organisiert werden.