Im Familienbericht OB, zuletzt 2006 vom Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung (ZEFIR) veröffentlicht, wird die Armutsgrenze bei einem Äquivalenzeinkommen von 725 Euro netto im Monat definiert. Demnach lebten 2005 in OB vier von zehn Kindern in armen oder armutsgefährdeten Familien.

Besonders betroffen sind Osterfeld und das Stadtzentrum. Viele Betroffene – hauptsächlich Alleinerziehende, Kinderreiche oder Familien mit Migrationshintergrund – sind auf die Hilfe von Einrichtungen wie der Oberhausener Tafel oder CVJM angewiesen.

Im Tafel-Cafe lud die Frauenunion jetzt zur Podiumsdiskussion ein, um mit den Podiumsgästen und Bürgern über die Situation zu diskutieren. Die Armut mache sich besonders in den Schulen in den betroffenen Einzugsgebieten bemerkbar, berichtet Josef Stemper (OB Tafel): „Viele Kinder kommen ohne Geld für Essen in die Mittagsbetreuung, da sich ihre Familien das Mittagsessen in den Grundschulen nicht mehr leisten können.” Auch bei nur einem Euro pro Mittagsessen für Arbeitslosengeld II-Empfänger.

Joachim Robbers, Leiter der Josef-Schule, kennt das Problem: „Die Kinder kommen ohne Frühstück.” Die Schüler seiner Grundschule können ein Frühstücksbuffet nutzen, das von der Tafel mit Obst und Gemüse beliefert wird. Nicht überraschend sei, dass alle Kinder nicht nur wegen des Essens, sondern auch wegen des Zusammenseins kommen.

Armut bedeute auch eine soziale und Bildungsarmut, die von den Eltern vorgelebt werde und sich auf die beruflichen Verwirklichungschancen der Kinder negativ auswirke. „Wir beobachten eine Veränderung der Eltern,” sagt Bernd Lösken von der katholischen Kindertageseinrichtung, „ein zentrales Problem ist der Verlust von Erziehungskompetenz.

Die Eltern nehmen sich nicht mehr Zeit für ihre Kinder und überlassen die Erziehung den Schulen und Tageseinrichtungen.” Seiner Meinung nach müssen sich Kitas zu Familienzentren entwickeln. Viele Eltern seien bereit ihre Situation zu verbessern, wären aber auf Hilfe angewiesen.

Wie man politisch auf verschiedene Faktoren einwirken kann, war auch für Dirk Buttler, Oberbürgermeisterkandidat der CDU, schwer zu beantworten. Er nannte als Beispiel die Ganztagsbetreuungen, die in Zukunft besser durch entsprechende Einrichtungen auf Probleme vorbereitet sein müssten. Fest steht, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen in Oberhausen weiterhin auf ehrenamtliche Mitarbeiter der Tafel und des CVJM angewiesen sind.