„Namen sind eigentlich nur Hinweise“, sagt Marvin Skrzeba (17), Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG). Denn manchmal ändern diese sich durch eine Heirat.
Zu diesem Ergebnis sind Marvin und 19 weitere Schüler im Rahmen einer Projektwoche mit der polnischen Partnerschule „Zespol Szkol RCKU“ gekommen. Was sind die Geschichten polnischstämmiger Oberhausener? Warum kamen sie her und wie sehen sie ihre Identität? Diese und andere Fragen beantworteten die deutschen und polnischen Jugendlichen, indem sie recherchierten und Betroffene interviewten.
Lehrerin Dana Röhl (39) kümmert sich bereits seit zehn Jahren um den Austausch mit der Partnerschule in Nysa. „Dieses Jahr arbeiten wir jedoch das erste Mal an einem richtigen Projekt.“ Und das nicht ohne Grund. Anlässlich des Polen-Nordrhein-Westfalen-Jahres 2011/2012 schrieb das Land einen Wettbewerb zum bürgerschaftlichen Engagement hinsichtlich deutsch-polnischer Beziehungen aus und die HBG konnte mit ihrem Projektvorschlag punkten. „Namen sind grenzenlos - Woher kommen all die Kowalskis, Pawlowskis und Kaczmareks im Ruhrgebiet und in Oberhausen?“ ist nun eines von 24 geförderten Projekten aus über 100 Einsendungen.
Um nun dem Namensgeheimnis auf die Schliche zu kommen, musste die Planung früh beginnen. Der polnische Teil der Gruppe leistete schon Vorarbeit im Heimatland. Denn auch dort gibt es deutsche Minderheiten, die sie befragten. Für Marcel Piotrowski (17) und Jakub Cymbalista (17) ist das Projekt eine ganz neue Erfahrung. Sie wohnen zum ersten Mal in einer Gastfamilie und können ihre, im Deutschunterricht gewonnen Kenntnisse endlich mal in der Realität anwenden. „Die Familien sind sehr sympathisch und offen“, erzählt Marcel und auch Jakub fühlt sich sehr wohl.
Er möchte auf jeden Fall im nächsten Jahr einen deutschen Schüler bei sich in Nysa aufnehmen. Das Projekt als solches gefällt den beiden besonders, weil sie ihre Computer- und Deutschfähigkeiten verbessern können. Das Ergebnis halten sie in einer zweisprachigen Power-Point-Präsentation fest, deren Untertitel sie selbst erarbeitet haben.
Das Ergebnis der deutsch-polnischen Interviews: „Der Grund für das Kommen und Gehen war vor allem der Arbeitsmarkt“, weiß Oberhausenerin Nicole Ozimek (16) aus eigener Erfahrung - ihre Familie kam 1990 nach Deutschland. Gründe für das Bleiben gab es jedoch noch andere. „Ein Interviewpartner hat erzählt, dass er sich damals in eine Frau aus Essen verliebt hat und auch deshalb blieb“, erzählt Marvin Skrzeba, „das ist schon bewegend.“
Dass es in Oberhausen viele Menschen mit polnischen Wurzeln gibt, war den deutschen Jugendlichen nicht neu, die bewegenden Einzelschicksale aber schon. Lehrerin Dana Röhl betont, wie wichtig es auch für die Befragten selbst ist, über ihre Geschichte zu sprechen: „Eine Frau begann im Gespräch zu weinen und man merkte, wie nahe ihr die Erinnerung an die Vergangenheit ging.“ Viele Auswanderer mussten die Familie im Heimatland zurücklassen.
Neben der Forschung verbrachte die deutsch-polnische Gruppe viel Freizeit miteinander. Gab es Vorurteile? „Nein“, sagen die Jugendlichen entschieden. „Jeder Mensch ist anders und man kann sie nicht kategorisieren.“ Davon ist Marvin überzeugt. Namen sind eben einfach nur Hinweise.