Mülheim. .
Wer sein Rad mit dem Bus und Bahn transportiert, muss ab Januar mit einer satten Preiserhöhung rechnen: 90 Cent mehr kostet dann das Zusatzticket der MVG. Ein Aufschlag von 34,6 Prozent.
Treffen wird dies nicht nur Berufstätige, sondern gerade Freizeitradler, die etwa zum Niederrhein oder zu anderen beliebten Radstrecken außerhalb der Stadt wollen. Mit 3,50 statt wie bisher 2,60 Euro werden sie für den Transport ihres Drahtesels unverhältnismäßig hoch zur Kasse gebeten: „Kein anderes Ticket wird derart stark angehoben wie das Zusatzticket“, bestätigt Norbert Marißen, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) in Mülheim. In der geplanten Preiserhöhung sieht der Club eine Abschreckung. „Der Radfahrer ist offenbar ein ungeliebtes Kind“, zieht Marißen seine Schlüsse.
Die Ursache für den saftigen Aufschlag liegt beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, der damit seinen Mehraufwand decken will. Allerdings kommt dieser „Mehraufwand“ kaum den Radlern zugute. Sie plagen sich weiterhin mit unwegsamen Mittelstangen in alten Straßenbahnen und müssen sich die wenigen Stellplätze mit Kinderwagen und Rollatoren teilen. Sie seien prinzipiell nur sehr schlecht für Räder geeignet, beklagt der ADFC, selbst in der Länge passe ein Drahtesel nur knapp hinein, „man steht immer im Weg“.
Nicht nur deshalb ist der Bus für Radler häufig unattraktiv, „es sei denn, man hat einen Platten“, so Marißen. Auch im Regional- und S-Bahn-Verkehr ist der „Komfort“ in den Radabteilen, die man sich mit allen Fahrgästen teilen muss, begrenzt. Immer weniger, so scheint es, spielt das Rad in der Kalkulation der Verkehrsbetriebe eine Rolle.
Das war aber nicht immer so: In den 1980er Jahren führte man das Zusatzticket für den Preis von einer Mark gerade deshalb ein, um den ÖPNV auch für Radler attraktiver zu machen. Bis heute hat sich dieser Preis sogar versiebenfacht. Mengenrabatt, wie er etwa für Vierer-Tickets üblich ist, gibt es nicht. Schon jetzt ist es günstiger, ein Fahrradticket bei der Deutschen Bahn für 4,50 Euro zu kaufen, das sogar für den ganzen Tag und bundesweit gilt, als zwei Hin- und Rückfahrtickets im VRR, kritisiert der ADFC.
Viel zu hoch sei der Aufschlag von 90 Cent. Dass der VRR aber bei der geplanten Erhöhung zurückrudert, hält Marißen zwar für „unrealistisch. Dafür sollte man aber das Zusatzticket in eine Tageskarte umwandeln“, fordert der ADFC-Sprecher, „und selbst dann wäre es immer noch eine hohe Belastung für alle Berufs- und Freizeitradler.“