Wenn Edith Kreth-Finkeißen - seit Jahren ist sie Mitglied der Ateliergemeinschaft Kir - ausstellt, gibt es immer ein Thema. „Blick auf...“ lud sie dieses Mal die Gäste zur Vernissage ein. „Blick ein..“ möchte man ergänzen, denn im Mittelpunkt stehen Türen und Fenster.

Monatelang hat sie sich mit dem Thema befasst - das Ergebnis sind sehr unterschiedliche Tür- und Fensterblicke, jede Arbeit eine individuelle Persönlichkeit und doch wird deutlich: Die Werke gehören zu einer Familie.

Gezeigt werden sie mit wenigen Ausnahmen alle zum ersten Mal. Die Ausstellung ist also praktisch druckfrisch - ein großartiger Beweis für schöpferische Kreativität.

Wenn Edith Kreth Kunst schafft, komponiert sie unterschiedlichste Materialen, die sie verfremdet, zerschneidet, zusammenfügt und in einen neuen Zusammenhang bringt. Dabei können die einzelnen Teilchen durchaus völlig gegensätzlich sein. Antikes kombiniert sie mit Futuristischem, Foto-Versatzstücke mit Stoffen. Fundstücke finden Verwendung wie zum Beispiel Hölzer oder etwas, was sie ganz einfach beim Aufräumen entdeckte. Zu jedem der eingearbeiteten Fragmente hat sie eine persönliche Beziehung, eine Erinnerung, ein Erlebnis, ein Thema, das sie beschäftigte, Reiseeindrücke.

Für den Betrachter spielt das keine Rolle mehr, denn er erblickt ein neues Ganzes, kann eigene Erfahrungen, Sichtweisen, Meinungen damit in Verbindung bringen. Die Arbeiten laden ein zum Entdecken. Doch betrachtet man sie aus der Distanz fällt auf: Trotz der Gegensätzlichkeit der einzelnen Teilchen oder gerade deshalb entsteht ein Eindruck von Harmonie.

Titel gibt Edith Kreth den einzelnen Exponaten nicht - sie findet es amüsant, wenn die Gäste ihrer Ausstellung den Werken selbst Namen geben.

Was ist es nun, was Edith Kreths künstlerische Handschrift prägt? Es ist ihr Sinn für den spielerischen Umgang mit den Materialien und Dingen, bei einem Musiker würde man sagen: Sie hat ein enorm großes Improvisationstalent. Sie braucht keine Noten, spielt nach dem inneren Gehör. Ihre Arbeiten sind Ausdruck dessen, was sie bewegt. Der Betrachter der Arbeiten, das bestätigten die Gäste der Vernissage, staunt darüber, wie perfekt ihr das gelingt.

Eine Besucherin vermisste Aufmüpfigkeit, „die Bilder sind braver als die Arbeiten, die man kennt“, meinte sie. Kritik ist erlaubt, sogar erwünscht. Doch ob diese berechtigt ist, darf bezweifelt werden, wenn jemand sich traut, selbst Schafsköttel zum Kunst-Material zu erheben.

Zu sehen ist die Ausstellung „Blick aus...“ bis zum 18. November im vorderen Teil der Galerie Kir, Stöckmannstraße 86 am Altmarkt. Geöffnet ist dienstags bis freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr. Im hinteren Galerie-Raum sind Arbeiten anderer Kir-Mitglieder zu sehen. Der Eintritt ist frei, Neugierde erwünscht.