Oberhausen.

„Künstlerisch-therapeutische Raumgestaltung im Dienste der Altenpflege“ nennt sich die Kunst, die Evelyn Duerschlag ausübt. Jetzt auch im Osterfelder Bischof-Ketteler-Haus.

Großflächige, von ihr gestaltete Wandbilder, die Alltagsszenen darstellen, verschönern Alteneinrichtungen - mit dem Ziel, die Senioren zu motivieren und anzuregen.

Oft leben ältere Menschen, besonders wenn sie an Demenz erkrankt sind, in der Vergangenheit. Dinge, an die sie sich gut erinnern, liegen oft in ihrer Jugend oder frühem Erwachsenenstadium. Zum Beispiel das Aussehen eines Marktplatzes, wo „damals“ eine Bushaltestelle angesiedelt, oder wie die Auslage des Bäckers oder Metzgers bestückt war.

Evelyn Duerschlag nimmt diese Angaben auf und verewigt sie auf Wänden – unter anderem im Alten- und Pflegeheim Bischof-Ketteler-Haus der Katholischen Kliniken Oberhausen. Der Osterfelder Marktplatz aus den 1950er-Jahren, dessen Aussehen die Künstlerin sorgfältig anhand von Bildern recherchiert hat, prangt nun im Inneren der Alteneinrichtung. Erinnerungen, die ihr während der Malphase von den Bewohnern erzählt worden sind, hat sie in der Gestaltung mit verarbeitet. So erinnerte sich eine Bewohnerin des Bischof-Ketteler-Hauses daran, dass eine Marktfrau sich oft den Porree an den Hut gesteckt hat. Im Nu war der Porree im Bild.

„Das Problem ist“, erläutert die Künstlerin, „dass man sich im Alter schwer an Neues gewöhnen kann und Veränderungen ablehnt. Das wurde durch das langsame Entstehen des Gemäldes im Beisein und unter Mitwirken der Bewohner entschärft.“ Das Hauptgeschehen im Bild ist bewusst im Vordergrund gehalten, um gerade Rollstuhlfahrern den Zugang zu erleichtern.

Die Menschen können aber auch auf einer hinzugestellten Bank Platz nehmen, um indirekt am Marktgeschehen teilzunehmen. Auch unter therapeutischen Aspekten sei das ein guter Ansatz. Für die Bewohner der Alteneinrichtung selbst gibt es jetzt jeden Tag Neues oder auch Bekanntes zu entdecken.

„Art for Care“ bedeutet frei übersetzt „Kunst, die hilft“ - und so hat Evelyn Duerschlag ihr Projekt genannt, mit dem sie schon in Süddeutschland und der Schweiz erfolgreich Seniorenheime ausgestaltet hat. Ausschlaggebend für die Entstehung war für die studierte Künstlerin, Pädagogin und Theologin eine Demenz-Erkrankung in ihrer eigenen Familie. Die Betroffene konnte sich anhand von Fotografien und Bildern gut an ihre Vergangenheit erinnern. Evelyn Duerschlag will nun mit ihren Wandmalereien Menschen behutsam in ihre Vergangenheit zurück führen und die Erinnerung an Orte, Menschen und Landschaften, die in ihrem Leben eine Rolle spielten, neu beleben.