Oberhausen. .
Das ist nicht so alltäglich: Vier Teenager, 14, 15 Jahre alt, stehen auf dem Schulhof einer Grundschule und spielen mit den Kleinen: Stopp-Tanzen, zum Beispiel. Beide Seiten, die Großen und die Kleinen, haben offensichtlich viel Spaß. Die Teenager, das sind Schüler des Jahrgangs neun der Gesamtschule Alt-Oberhausen und sie nehmen am Projekt „Wir tun gut“ teil, das Almut Niemann an der weiterführenden Schule durchführt. Aber dazu später.
Der Hof, auf dem Mihriban, Ipek, Cansu und Merve stehen und Gutes tun, ist der der Sankt-Martin-Schule an der Friedenstraße. Es ist die Grundschule, die die Verwaltung schließen wollte, die aber nach dem Willen der regierenden Ratskoalition von SPD und Grünen nun bestehen bleiben soll. Dass hier zurückgerudert wurde, begrüßt die Leiterin des offenen Ganztags der Schule, Hildegard Wagner, sehr. Sie spricht auch im Namen der Rektorin der Martinschule, Sabine Walsdorf. „Ich hätte es für ein Fiasko gehalten, wenn diese Schule geschlossen worden wäre, ich mag gar nicht daran denken, was dann passieren würde“, sagt Wagner.
26 verschiedene Nationalitäten, 19 verschiedene Religions- und Glaubensgemeinschaften versammeln sich an dieser Grundschule in der Innenstadt. Ein schwieriger Bildungsacker, der aber in den letzten Jahren schon sehr ordentlich gepflügt wurde. Hildegard Wagner schildert die Zustände, die noch vor ein paar Jahren an der und um die Schule herrschten. Jugendgangs, die rumlungerten. Gewalt, Polizeieskorten.
Aber es hat sich etwas getan, „da ist etwas gewachsen“, so Wagner. Gemeint sind die Angebote im offenen Ganztag, 80 Schüler nehmen daran teil. Gemeint ist die Schulhofpatenschaft des CVJM, des Christlichen Vereins junger Menschen, mit Spielangeboten von 16 bis 18 Uhr nach dem offenen Ganztag. Oder das Elterncafé. Da ist die Sozialarbeit, seit diesem Schuljahr arbeitet Dagmar Domurath-Dolbik mit einer vollen Stelle an der Friedenstraße. „Wir sind schon so verzahnt“, sagt Wagner, „es wäre schlimm, wenn diese Strukturen zerschlagen würden“.
An der Sankt-Martin-Schule sind auch die Internationalen Vorbereitungsklassen. In denen versammeln sich Schüler, die noch nicht lange mit ihren Eltern in Deutschland sind und wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Die Schüler haben mit besonderen Problemen zu kämpfen: Familien, die aus Kriegs- und Krisengebieten kommen und zum Teil traumatisiert sind. Viele alleinerziehende Mütter, knappe finanzielle Ressourcen, Sucht- und Schuldenprobleme: Die Sozialarbeiterin beschreibt das Spektrum des sozialen Brennpunkts.
„Unsere Eltern bewegen sich nur in engen Grenzen“, sagt Domurath-Dolbik. Und macht damit deutlich, dass es nicht so einfach ist, dieses Klientel an eine andere Schule weiter weg zu verfrachten. Viel Beziehungsarbeit ist nötig, ein enger Kontakt, damit Hilfe sich entfalten kann.
„Unsere Kinder lieben es Aufmerksamkeit zu bekommen“, sagt Hildegard Wagner. Und damit wären wir wieder beim Projekt „Wir tun gut“, dessen Schüler gestern an der Sankt-Martin-Schule zu Gast waren. „Es soll die Schüler an Nächstenliebe, an ein Ehrenamt heranführen“, so Almut Niemann. Ihr Credo: Wer anderen Gutes tut, der wird auch selbst glücklich. Was die Gesamtschüler ausprobierten, indem sie für die Erst- bis Viertklässler Spiele anboten.