Oberhausen. .

Seit knapp 25 Jahren wirkt die Aids-Hilfe mittlerweile in der Stadt. Eine Zeit, in der die Institution über die Jahre trotz knapper Mittel vor neue Herausforderungen gestellt wurde. So hat sich die Zahl der Klienten von 30 vor sechs Jahren auf 150 fast verfünffacht.

Die steigenden Werte lassen allerdings nicht auf eine sprunghaft gestiegene Zahl an Neuinfektionen schließen: „Durch verbesserte medizinische Therapiemöglichkeiten hat sich die Lebenserwartung stark verbessert“, erklärt Vorstand Ulrich Breitbach. Führte Aids früher in nur wenigen Jahren zum Tod, könne die Lebenserwartung bei optimaler medizinischer Betreuung nahezu normal ausfallen.

Auf die veränderte Situation bei den Betroffenen hat die Aids-Hilfe reagiert und ein Programm Ambulantes Betreutes Wohnen gestartet. Dieses richtet sich an Klienten, die zusätzlich zu Aids an Suchterkrankungen und psychischen Erkrankungen leiden. „Damit können wir unseren Klienten die Heimunterbringung ersparen“, erklärt Geschäftsführerin Natalie Rudi. Die Aids-Hilfe ist seit Januar vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) als Träger anerkannt. Das Antragsverfahren beschreibt die Institution als reichhaltig an Schriftverkehr, aber letztlich erfolgreich.

Damit hat die Aids-Hilfe reichlich zu tun - bei gleichzeitig dünner Personaldecke. Die Zusammenarbeit mit der Stadt sei gut, doch die Mittel für neues Personal sei auch dort nicht vorhanden.

Immerhin: Mit der Sozialarbeiterin Nicole Steigenhöfer ist nun eine zusätzliche halbe Stelle ermöglicht worden. Sie soll das Projekt „Betreutes Wohnen“ aufbauen und - so die Hoffnung - im kommenden Jahr mit geschulten Honorarkräften weiter ausbauen.

Echte Lebensbegleitung

„Es geht darum, die Klienten bei ihrem Alltagsleben zu unterstützen - sie praxisnah zu betreuen“, sagt Nicole Steigenhöfer. Dazu könnte gemeinsames Aufräumen, Kochen oder Einkaufen sein.

Vorab wird gemeinsam ein Hilfeplan erarbeitet, der die Lebensumstände der Person abgeklärt. Daran orientiert sich auch der zeitliche Hilfebedarf, der noch von einer Fachkonferenz bewertet wird.

Anhand der Praxisnähe fließen in Vorabgesprächen die Gedanken der Betroffenen mit ein. Natalie Rudi: „Die individuellen Wünsche der Klienten sollen natürlich nicht zu kurz kommen.“ So sollen gemeinsam Ziele der Betreuung festgelegt werden.

Ein ambitioniertes Projekt, das nach der Aufbauphase schnell wachsen soll. Der Bedarf steigt, nicht aber die finanziellen Mittel des Vereins. Rund 20 000 Euro an Spenden kommen im Jahr zusammen. Damit wird auch die wichtige Prävention und Aufklärung finanziert.

Das Gute an der steigenden Nachfrage liegt auf der Hand. Ulrich Breitbach: „Früher war unsere Aufgabe meist Sterbebegleitung - heute ist es Lebensbegleitung.“

Im Jahr 1987 gründete sich die Aids-Hilfe auch in Oberhausen, damals noch aus Selbsthilfegründen von Betroffenen. Mittlerweile sind bei der Institution zweieinhalb hauptamtliche Kräfte beschäftigt. Hinzu kommen eine Honorarkraft und 20 bis 30 ehrenamtliche Helfer, die vor allem bei Öffentlichkeits- und Präventionsterminen mitwirken. Außerdem werden Kräfte für die Telefonberatung eingesetzt. Die Räumlichkeiten befinden sich auf der Elsässer Straße. Der Eingang ist auf der Rückseite des Gebäudes am Wilhelm-Weyer-Weg gelegen.