Oberhausen. . Eine verloren geglaubte Tochter, ein einsamer Spinnenforscher und ein Baumwollfabrikant, dessen größtes Problem die Winde in Oklahoma sind: Mit der skurrilen Verwechslungskomödie „Der Sprung in die Ehe“ startete die Kleinstädter-Bühne Sterkrade am Sonntag in die neue Spielzeit.

Weit über 500 Zuschauer versammelten sich am Nachmittag im Lito-Palast, um den Schwank in drei Akten von Max Reimann und Otto Schwarz zu sehen. Mit Tempo, Freude am Spiel und einer gehörigen Portion Berliner Schnauze sorgte das Ensemble unter Regie von Heinz Muzik für zahlreiche Lacher und, dank der jungen Schauspieler, für einen richtigen Augenschmaus.

Die Geschichte beginnt harmlos: Baumwollfabrikant Dr. Max Wendland (Johannes Hemsig) und seine Frau Ottilia (Julia Cyzewski) plagen sich mit allerlei Sorgen des Alltages. Der Zuckerpreis steigt, warme Winde in Oklahoma beeinflussen die Baumwollernte und das Dienstmädchen Minna (grandios: Helga Gaisenkersting) isst den Kühlschrank leer, anstatt zu arbeiten. Einzig Bruder Felix Wendland (Diego Tenore), Doktor der Zoologie, ist an diesen Tagen heiter gestimmt: „Ich habe eine erfreuliche Nachricht!“ „Hast du 1000 Mark gefunden?“ „Nein, eine meiner Spinnen hat tatsächlich 37 wohlgeformte Eier gelegt!“ Schnell wird klar, diese Brüder sind wie Feuer und Wasser.

Richtig in Fahrt kommt das Stück aber erst, als Charlotte (frech gespielt von Delia Knese), eine alte Freundin von Ottilia, auftaucht. Sie kennt den spinnenliebenden Zoologen aus seiner Studentenzeit und musste sich damals mit einem einzigen Kuss begnügen. Jetzt weiß sie jedoch genau, was sie will. „Der Mann wird geheiratet!“, ruft Charlotte am Ende des ersten Aktes keck ins Publikum und stapft dabei mit dem Fuß auf – dass dieser „Sprung in die Ehe“ klappen wird, steht schon hier außer Frage. Fluchs nimmt die Schönheit also die Stellung des Zimmermädchens ein – die lustlose Minna hat das Haus längst verlassen – und schmuggelt sich in die Höhle des Löwen, die kleine Wohnung des Angehimmelten. Neben köstlichem Kaffee und einer Vorliebe für Krabbeltiere, ist es letztlich ein inszenierter Leiterfall, der Charlotte in die Arme des Zoologen bringt.

Dieser ist just entzückt und eigentlich könnte alles schnell ein glückliches Ende nehmen. Tut es aber nicht - zum Glück für die Zuschauer. Denn jetzt geht die Verwechslungskomödie erst richtig los : Der Geliebte sieht in Charlotte ein fremdes Dienstmädchen, der Hausdiener Friedrich (charmant: Wolfgang Kessel) seine verlorene Tochter und der Fabrikdirektor Dr. Wendland einen einladenden Seitensprung. Wie sich die junge Frau mit Scharfsinn, Humor und auch etwas Häme aus all den Verstrickungen löst und für eine heitere Auflösung sorgt, zeigt der zweieinhalbstündige Schwank in drei Akten.

Mit „Der Sprung in die Ehe“ hat die Kleinstädter-Bühne auf die altbewährte, volkstümliche Verwechslungsliebelei gesetzt, bei der der Funke nicht zuletzt wegen der engagierten Nachwuchsschauspieler überspringt. Diego Tenore, Julia Cyzewski und Delia Knese, bekannt aus der Jugendgruppe, den Kleinstädter Trabanten, überzeugten in den Hauptrollen und wurden dafür am Sonntag mit dem Applaus des Sterkrader Publikums belohnt - auch wenn mancher Zuschauer die „alten Hasen“ vermisste.

Karten für die Aufführungen

Für die Aufführungen am kommenden Samstag, 8. Oktober, 19 Uhr, und Sonntag, 9. Oktober, 17 Uhr, sind noch Karten erhältlich. Diese können jedoch nicht mehr nur jeden Samstag von 10 bis 12Uhr im Lito-Palast erworben werden, sondern nun auch unter www.kleinstaedter.de im Internet reserviert werden. Gleiches gilt für die Tickets der folgenden Premieren: Das Kinderstück „Alice im Wunderland“ startet am 3. Dezember und die Komödie „Der Mann, der sich nicht traut“ von Curth Flatow ist ab dem 22. Januar zu sehen. Hier führt wieder Michael Oslislo Regie.