Irgendwo am Grund von Teich 2 muss er schwimmen. Einsachtzig lang, einen Zentner schwer, im wahrsten Sinne des Wortes ein dicker Fisch. Der Traum eines jeden Anglers, der beim Forellenhof Kiefer auf den großen Fang hofft. Doch seit zwei Jahren zeigt der Riesenwels allen Ködern nur die kalte Flosse.

Thomas Pate kommt mindestens einmal pro Woche. Mit Vorliebe abends. Dann ist die Chance auch größer, den dicken Fisch an Land zu ziehen. Denn Welse sind nachtaktiv. Wenn es dämmert, suchen sie den Grund des Teichs nach Nahrung ab, sie gründeln. Es ist allerdings nicht der große Ehrgeiz, der den 38-jährigen Oberhausener bei seinen abendlichen und nächtlichen Ausflügen an die Erzberger Straße 136 antreibt. „Wenn ich etwas fange, okay”, versichert er. „Wenn nicht, ist's auch nicht schlimm.”

Ruhe an der A2

Im Anglerheim hängen die Köpfe der größten Fische als Trophäen an der Wand.
(Foto: Kerstin Bögeholz)
Im Anglerheim hängen die Köpfe der größten Fische als Trophäen an der Wand. (Foto: Kerstin Bögeholz) © Bögeholz

Nein, es ist eher die Atmosphäre, die Thomas Pate genießt. „Die Ruhe halt”, sagt er. Was angesichts der Lärmkulisse, die die unmittelbar angrenzende A2 trotz der Lärmschutzwand herüberweht, dann doch etwas überrascht.

Aber der Mensch ist ja ein Gewohnheitstier und Thomas Pate fischt schon seit 20 Jahren an den Teichen des Forellenhofs. Da nimmt man die Autos nicht mehr wirklich wahr. Wohl aber die Mücken. Die kleinen Plagegeister verfolgen den Elektriker in der lauen Sommernacht hartnäckig.

Einer hängt über dem Automaten

Ähnlich hartnäckig, wie Thomas Pate wartet. Und wartet. Darauf, dass der Wels anbeißt. „Einen habe ich mal gefangen von einem Meter und”, erzählt der 38-Jährige und fügt hinzu: „Der hängt oben am Automaten.” Dabei deutet er Richtung Anglerhütte, in der die Köpfe der besonders großen Exemplare als Trophäen die Wände zieren.

Kein Anglerlatein. Im Gegensatz zum Spruch, den Detlef Mierkiewicz seinem Angelfreund mit auf den Weg gibt. „An Käse beißen die nur, wenn die aus Holland kommen.” Lachs und Käse als Köder, das kann tatsächlich funktionieren. Thomas Pate hat es selbst gesehen, bei einem Jugendlichen, der damit zwei Welse aus dem Teich holte. Er selbst bleibt bei Lachs und an Kiefers Teichen. Hochseeangeln hat er einmal versucht. Ergebnis: seekrank.

Eine Schildkröte hat den Köder geschluckt

Mehr als Fischstäbchen

Im Sommer bietet der Forellenhof Kiefer donnerstags und freitags bis 23 Uhr die Möglichkeit des Spätangelns. Einmal im Monat darf an den Teichen sogar bis 6 Uhr in der Früh gefischt werden.

Das nächste Nachtangeln findet am Freitag, 7. August, statt. 100 Pfund Wels und Stör setzt Johannes Kiefer dann ein, außerdem zwei Pfund Forellen pro Angler.

Ursprünglich wollte Johannes Kiefer die geerbte Teichanlage privat nutzen, um seinem Hobby nachzugehen. Recht früh überlegte er sich aber, „dass so eine Freizeitanlage Zukunft hat”. Seit 1977 betreibt er den Forellenhof gewerblich. Angelvereine und private Angler aus dem ganzen Ruhrgebiet zählt er mittlerweile zu seinen Stammkunden. Einzige Bedingung: Es darf nur mit Fischereischein geangelt werden.

„Ich finde es wichtig, dass Jugendliche mit der Fischerei vertraut gemacht werden”, sagt Johannes Kiefer. Damit sie wissen, „dass es eben nicht nur Fischstäbchen gibt.” Bei seinem Besatz an Forellen, die er von einem Züchter aus der Eifel bezieht und täglich einsetzt, könne man gute Erfolge erzielen. Mit Aal, Wels und Karpfen würden die Teiche in der Regel einmal im Monat bestückt. „Die werden nicht täglich gefangen.”

Gleichwohl ist Kiefer natürlich bestrebt, dass die angelnde Kundschaft regelmäßig etwas fängt: „Sonst kommen die nicht mehr wieder.” Weitere Informationen über Angebot und Preise im Internet unter www.forellenhof-kiefer.de oder unter 67 10 39.

Hier lehnen die Angelruten gemütlich an den Bänken oder liegen in den Händen der Angler, die Schnur im Wasser, der Haken am Grund. An diesem späten Juliabend beißen die Welse nicht. Wohl aber eine Schildkröte, die ein Angler am Köder hängen hat und unbeschadet in die Natur entlässt.

Forellen beißen auch, die beißen ja eigentlich immer. Mit Teig lassen sie sich zum Beispiel locken. Erst um den Finger gebogen und dann auf den Haken gespießt sieht es so aus, als würde der Teig im Wasser schwimmen. Danach schnappt der Fisch. „Man merkt es, wenn er beißt, es ruckt einmal”, erzählt Thomas Pate. Nachts sieht man es auch, anhand der Knicklichter, die an der Angelschnur befestigt sind und auf der Wasseroberfläche schwimmen. „Wenn der Fisch beißt, wenn er zieht, geht das Knicklicht unter”, sagt Thomas Pate.

Eine Mischung aus Können und Glück

Thomas Pate angelt seit 20 Jahren beim Forellenhof Kiefer. Er genießt die Ruhe, sagt er. Und hofft auf den Einsachtzig-Wels.
(Foto: Kerstin Bögeholz)
Thomas Pate angelt seit 20 Jahren beim Forellenhof Kiefer. Er genießt die Ruhe, sagt er. Und hofft auf den Einsachtzig-Wels. (Foto: Kerstin Bögeholz) © Bögeholz

Das Knicklicht bleibt an diesem Abend an der Oberfläche. „Man muss Geduld haben”, erklärt Thomas Pate, während er eine Mücke von seiner Wade wischt. „Glück gehört auch dazu. Ein bisschen Können, ein bisschen Glück.”

Thomas Pate hat kein Glück mehr. Drei Forellen bleiben seine Ausbeute. Der Wels von einsachtzig schwimmt am Grund von Teich zwei weiter seine Runden. Aber Thomas Pate wird zurückkommen, schon nächste Woche wahrscheinlich. Und auf den großen Fang hoffen.