Beim Tag der offenen Tür besteht am Sonntag, 26. Juli, zum letzten Mal die Gelegenheit, sich die Ausgrabungsstätte an der St. Antony-Hütte in dieser Form anzugucken. Einen Fund bezeichnen Archäologen als mögliche Sensation.

Als „Wiege der Ruhrindustrie” bezeichnet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die St. Antony-Hütte in Osterfeld gerne. Die Fundamente und Mauern dieser ersten Eisenhütte im Revier sind seit 2005 freigelegt worden. Am Sonntag, 26. Juli, besteht beim Tag der offenen Tür zum letzten Mal die Gelegenheit, sich die Ausgrabungsstätte in dieser Form anzugucken.

Der erste Koks-Ofen im Ruhrgebiet?

„Im letzten Jahr haben wir Reste einer ganz, ganz großen Ofenanlage gefunden, die möglicherweise mit Koks betrieben werden konnten.” Ein Satz, der zunächst unspektakulär klingt. Gesprochen von Julia Obladen-Kauder schwingt bei diesen Worten aber eine Menge Begeisterung mit. Und die Leiterin der Ausgrabungen an der St. Antony-Hütte erklärt auch die Bedeutung des Fundes: „Das wäre eine Sensation.” Denn dann würde es sich um den ältesten Koks-Ofen im Ruhrgebiet handeln, 1842 gebaut.

Die Archäologen werden noch genügend Zeit haben, das genauer zu untersuchen. Denn dem freigelegten Mauerwerk droht nicht das typische Schicksal, „dass Bauvorhaben die Objekte zerstören”, sagt Jürgen Kunow, der Leiter der LVR-Bodendenkmalpflege. „Hier graben wir es nicht nur aus, sondern können es in Wert setzen.” Der Fund an der Keimzelle der Ruhrindustrie stehe den klassischen Untersuchungen in Römerlagern oder alten Friedhöfen nicht nach. „Es ist etwas Besonderes, zu einem Ort zu kommen, der einen Mythos verkörpert.”

Fertigstellung pünktlich zur Kulturhauptstadt 2010

Etwas Besonderes ist die Ausgrabungsstätte auch für Walter Hauser. Der Leiter des LVR-Industriemuseums freute sich darüber, „wieder ein weiteres Juwel für den Museumsverbund bekommen zu haben”. Es sei das erste Industriedenkmal in dieser Form und erlaube „einen ganz anderen Modus der Vermittlung”. Bis Juni 2010 soll das einstige Eisenwerk gesichert, überdacht und für das Museum in Szene gesetzt werden. „Wir wollen es entsprechend attraktiv und der Bedeutung des Ortes gemäß präsentieren”, führt Hauser aus.

Die Pläne erläutert Thomas Schleper, der für die Oberhausener Schauplätze des Industriemuseums zuständig ist: „Es wird eine Brücke durch das Gelände gebaut, die es erlaubt zu zeigen, was rechts und links davon alles abgegangen ist.” Den Besuchern werde dann erklärt, wie die Öfen funktionierten und was in Gießerei, im Gebläse- oder Maschinenraum vor sich gegangen sei. Mit der Eisenhütte erfülle sich laut Schleper der Traum, das Angebot authentischer Industriedenkmäler abzurunden. Pünktlich zur Kulturhauptstadt 2010 wird das Projekt fertiggestellt sein.

Kinder können Sonntag selbst schmieden

Vorher können sich die Besucher am Tag der offenen Tür aber noch einmal ein Bild vom jetzigen Stand machen. Die Archäologen erklären am Sonntag von 11 bis 17 Uhr an der Antoniestraße 32-34 die Ergebnisse ihrer Grabungen. Zudem können die Gäste im Museum St. Antony-Hütte Ausgrabungsfunde besichtigen. Kinder ab fünf Jahren dürfen ihre handwerklichen Fähigkeiten selbst testen und unter Anleitung eines Schmieds „Nägel, Messer, Hufeisen” mit dem Hammer bearbeiten. Die Kunst es Metallgießens demonstrieren Volker Allexi und sein Team aus Siegburg, die auch von Besuchern mitgebrachte Objekte nachgießen.