Oberhausen.
Weil die Kurzfilmtage 2011 seinen Film „Die Finanzen des Großherzogs Radikant Film“ zeigten, kam er zum ersten Mal ins Ruhrgebiet. Jetzt war der Student der Film- und Fernsehakademie Berlin, Max Linz, wieder hier. Sein Auftrag: Er führte Regie bei einem Projekt, das anlässlich des 50. Jahrestages des „Oberhausener Manifests“ am 28. Februar 2012 entsteht. Arbeitstitel: „Das Oberhausener Gefühl“.
Zehn jeweils etwa sechsminütige Kurzfilme sind in Arbeit. Zu sehen sind sie ab Februar im Internetfernsehen des Senders Arte. Der nämlich hatte die Kurzfilmtage um erlesene Beiträge gebeten. „Normalerweise zahlt Arte für fertige Filme die Lizenzgebühr. Wir drehen die Sache um, nehmen die Gebühren und produzieren die Beiträge dafür“, erklärt Kurzfilmtage-Chef Lars Henrik Gass. Seine Idee war es, dass etwas gezeigt werden sollte, was mit Oberhausen zu tun hat. Und zu zeigen, dass heute wie vor 50 Jahren, als junge Regisseure Papas Kino für tot erklärten, noch immer Filmemacher ihr Medium nutzen, um „kritische Überlegungen zu formulieren, die sich zum Beispiel an die Filmwirtschaft oder die Stadttheater wenden“, wie Linz es ausdrückt, „mit filmischen Mitteln, mit echten Menschen an echten Schauplätzen“.
Linzs Serie, in der unter anderen die Theater-Schauspieler Manja Kuhl, Elisabeth Kopp und Karin Kettling mitwirken, hinterfragt die Bedingungen für künstlerische Kreativität und Aktivität. „Dazu zählt die Frage, was sich ein Kunstschaffender erlauben kann, wenn das Damokles-Schwert über ihm schwebt“, sagt Linz. „Es ist nicht mein Bestreben zu zeigen, wie es in Oberhausen aussieht.“
So viel sei verraten: Eine Berliner Künstlerclique bildet sich ein, Oberhausen sei das neue Kreuzberg. Als historische Figur spielt Sarah Bernhardt (1844-1923) mit, die berühmteste Schauspielerin ihrer Zeit und einer der ersten weiblichen Weltstars überhaupt. Warum? „Es ist eine Figur die widersprüchlich ist. Sie kritisiert, stellt in Frage und hat doch eine große Anziehungskraft, wird begehrt“, sagt Linz. Sie wird von den Männern begehrt und ist doch emanzipiert. Immerhin hat sie als Frau ein Theater geleitet.“
12 Tage war Linz in unserer Stadt und lobt die hervorragende Arbeitsatmosphäre. „So etwas habe ich in Berlin nie erlebt. Jede Tür ging auf, in die ich rein wollte. Möglichkeiten taten sich auf, Ressourcen wurden mir zur Verfügung gestellt, der Fundus, die Theater-Probenbühne bis hin zu einer Eintrittskarte für die Premiere von Herbert Fritsch. Ich war ja nur kurz vor Ort, spürte aber, wie ein herzliches Klima kreative Qualität und Prozesse in Gang setzt.“