Oberhausen. .
„Den kann ich dann wohl wegwerfen!“ Michael Neuner (56) deutet in seiner Geldbörse auf eine spartanisch ausgedruckte Karte mit verknickter Schutzhülle. „Raucherclub“ steht dort in großen Lettern. Neuner hatte den Wisch erhalten, als sein Wirt seine Kneipe einst kurzerhand zu einem Raucherclub erklärte.
Doch damit könnte schon sehr bald Schluss sein. Nach bayrischem Vorbild möchte die rot-grüne Landesregierung ein totales Rauchverbot in Gaststätten einführen - für alle, ohne die berühmten Ausnahmen. „Das bestehende Gesetz ist löchrig und zum Teil irreführend“, hatte Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) als Begründung angeführt, ein Punkt dem die hiesigen Gastwirte und Gäste einig zustimmen. Das wäre es allerdings dann auch mit der Einigkeit: Denn über die Gesetzesänderung zum Wohl des Nichtraucherschutzes gehen die Meinungen in der Stadt teils deutlich auseinander.
„Die Neuregelung würde Restaurants sicher weniger beeinträchtigen, dafür aber vor allem die kleinen Eckkneipen treffen“, sagt Hans Georg Bruckschlegel, Vorsitzender des Dehoga Niederrhein in Oberhausen. Während Gäste in den Speiselokalen den Gang vor die Tür bereits kennen, seien die Auswirkungen bei den Kleinstkneipen dramatischer. „Die Kneipen haben in der Regel sowieso keine Küche und sind auf den Ausschank von Bieren und alkoholfreien Getränken spezialisiert.“ Hier rechnet nicht nur der Verband des Gastgewerbes mit Auswirkungen, wenngleich diese noch nicht zu beziffern seien. „Diese Betriebe haben es in der Regel eh wirtschaftlich schwer.“
Das sehen auch die Gastwirte so. Eine Wirtin, die nicht genannt werden möchte, fürchtet für ihre Eckkneipe merkliche Umsatzrückgänge. Einige Stammkunden hätten sich bereits negativ geäußert. „Die Auswirkungen sind noch nicht absehbar. Wenn alles schlecht läuft, müssen wir dicht machen!“
Die Kundschaft selbst sieht die Sache zwiespältig. „Ich bin Nichtraucherin und würde mich endlich über eine einheitliche Umsetzung freuen“, sagt Petra Schuck (44). Von der völligen Glimmstängel-Verbannung hält Paul Wessling (60) dagegen wenig. „Jeder kann sich doch selber aussuchen, in welchen Laden er geht. Ich halte das Rauchverbot für Blödsinn!“ Doch nicht nur das stört ihn: „Viele Wirte haben umgerüstet und ihre Räume geteilt, war das nun alles umsonst? Die Regelungen wurden bis jetzt doch nie vernünftig umgesetzt.“
Eine Gaststätte, die ihre Räumlichkeiten für Raucher und Nichtraucher getrennt hat, ist der „Uerige Treff“ am Friedensplatz. Hier ist Rauchen an der Theke möglich, in den durch Türen abgetrennten Bereich, in denen auch Speisen serviert werden, nicht. Bauliche Maßnahmen, die mit der Gesetzesänderung überflüssig würden.
Wirtin Helga Dehorn sieht Vor- und Nachteile. „Es ist richtig, dass alle gleich behandelt werden.“ Negativ seien dagegen die Auswirkungen für die Eckkneipen. Dehorn, selbst Nichtraucherin: „Ein Pils und eine Zigarette gehören dort einfach zusammen.“ Doch auch Betriebe mit Speisekarte könnte das Verbot treffen: „Es kann passieren, dass die Gäste zum Essen kommen, anschließend aber auf ein Bier verzichten - schneller gehen.“