Oberhausen. .
Wie der Großvater, so der Vater, so der Sohn. Während Manfred Keienburg (67), Inhaber des Pianohauses an der Mülheimer Straße 326, noch das Regiment im Laden führt, hat Sohn Jörg, 26 Jahre alt, die Klavierbau-Meisterprüfung abgelegt. Darauf ist sein Vater stolz. „Ich glaube, das gab es seit 1969, seit meiner Prüfung, hier in Oberhausen, nicht mehr.“ Weil für ihn der Beruf Hobby ist - „Was sollte ich sonst tun?“ - mag er sich noch nicht aus dem Geschäft zurückziehen.
Für den frisch gebackenen Meister Jörg Keienburg ist das Geschäft mit Flügeln und Klavieren „ein schöner Beruf“, jedoch nicht Passion. Gelernt hat er bei seinem Vater.
30 bis 40 Pianos zum Anschauen und Ausprobieren sowie fünf Flügel stehen auf einer Ladenfläche von 150 Quadratmetern im Erdgeschoss des schönen Altbaus von 1904 bereit. Das sieht schon toll aus, wie in einem Saal. Die hohen Decken mit Stuck und die dunkelroten Vorhänge an den Schaufenstern verleihen dem mit Instrumenten gefüllten Raum einen edlen Charakter. Fast ehrfürchtig blickt man sich um.
Im Keller ist die Werkstatt, in den oberen Etagen des Hauses leben die Familien. „Wohnen, arbeiten und verkaufen unter einem Dach“, sagt Jörg Keienburg. Sein Großvater hatte es so gewollt, als 1959 sein Geschäft von der Mellinghofer Straße auf die Mülheimer Straße verlegte.
Damals war Keienburg noch nicht das einzige Pianohaus am Platz und Klaviere wurden noch nicht in Indonesien oder Korea gebaut. Doch es gibt sie noch, die deutsche Produktion. „Schimmel baut in Braunschweig, Seiler in Kitzingen, Steingraeber in Bayreuth“, sagt der Experte. „Vogel, der Schwiegersohn von Schimmel, verlagerte Produktionsanteile ins Ausland. Darum bekommen Sie dann ein Klavier ab 5900 Euro. In Deutschland gebaut, geht’s bei 8500 Euro los.“
So viel geben Kunden tatsächlich aus, wenn das Kind Klavierunterricht bekommen soll? Nein, sagt Manfred Keienburg. „Meistens wird ein Instrument erst einmal angemietet und ausprobiert.“ Das koste im Monat 35 Euro und wenn sich zeige, dass das Kind talentiert sei und Spaß habe am Spiel, könne der Mietzins auf den Kaufpreis angerechnet werden.
Und, wird noch gekauft? Keienburg: „Wir merken zwar die wirtschaftliche Krise auch, doch das Interesse an der Musik ist nach wie vor da. Unsere Kunden kommen ja nicht nur aus Oberhausen. Wir haben gut zu tun.“ Das betrifft nicht nur den Verkauf. Keienburgs, Vater und Sohn, stimmen auch Klaviere, was je nach Standort ein bis zweimal im Jahr erforderlich ist. Sie verleihen Instrumente für Konzerte und Veranstaltungen und sie reparieren und restaurieren sie direkt beim Kunden oder in der Werkstatt.
Wenn man in einer Mietwohnung wohnt, sollte man dann lieber ein elektronisches Klavier nehmen, um die Nachbarn zu schonen?
Dieser Gedanke, findet Keienburg, sei nicht unbedingt richtig. Für jemanden, der ungehört spielen möchte, sei es eine Überlegung wert, ein Klavier zu nehmen, das man umschalten könne.
Gibt es Mode-Trends in der Branche oder spielen allein Klang und Preis eine Rolle?
Keienburg: „Schwarz ist immer noch am meisten gefragt. Doch in einer Familie spielt einer und für die anderen ist das Klavier einfach nur ein Möbelstück. Es muss schon gefallen und zur Einrichtung passen. Und natürlich spielt bei einem Kauf die Platzfrage eine Rolle.“
Und dann betont der Meister noch, dass die Holzart für den Klang egal sei. „Der ist abhängig vom Resonanzboden.“