Oberhausen.

„Es ist in der Regel Neugierde, die Jugendliche dazu bringt, Drogen zu nehmen“, weiß Claudia Pütz. Die Kriminalhauptkommissarin ist bei der Polizei Oberhausen im Bereich Kriminalprävention/Opferschutz tätig und in Schulen und Jugendgruppen unterwegs, um über die Gefahren des Drogenkonsums zu informieren. „Wir wollen, dass die Jugendlichen einschätzen können, worauf sie sich einlassen“, formuliert sie das vorrangige Ziel und erklärt, dass Präventionsprogramme vor allem Jugendliche erreichen sollen.

Sie unterstützt das konsequente Vorgehen der Polizei gegen Drogenhandel und -konsum: „Die Augen zu verschließen ist immer ein schlechtes Konzept.“ Wichtig sei, dass es - wie in Oberhausen - Beamte vor Ort gebe, die Zugang zur Drogenszene haben und Drogenbekämpfung nicht nur „nebenher“ betreiben.

Das wichtigste Instrument in der Prävention, so Pütz, ist das Gespräch: „In der Regel sind die ersten Drogen, mit denen Jugendliche in Kontakt kommen, Alkohol und Zigaretten.“ In der Prävention gebe es in Oberhausen ein gutes Miteinander der verschiedenen Einrichtungen von der Polizei über die Drogenberatung bis zu Schulen. Pütz: „Wir stellen dabei immer wieder fest, dass Jugendliche - und Erwachsene - nicht wissen, was erlaubt ist und was nicht. In Deutschland gilt bei Drogen 0,0. Die Sache mit dem erlaubten Eigenbedarf ist ein Mythos.“ Das Gesetz sehe lediglich vor, dass die Staatsanwaltschaft bei einem Besitz von bis zu zehn Gramm Cannabis das Verfahren einstellen kann. „Ein falsches Signal,“ sagt Michael Mende (Leiter des Kriminalkommissariats 12) und kritisiert NRW-Justizminister Thomas Kutschaty, der für diese Gesetzesänderung verantwortlich zeichnet und damit die Grenze von sechs auf zehn Gramm anhob. Mende: „Ich plädiere dafür, dass das Gesetz klar macht, dass Drogen nicht geduldet werden.“ Zwar werde schon bei 0,1 Gramm eine Anzeige fällig, wegen geringer Menge aber komme es selten zum Verfahren. Wird ein Dealer beim Verkauf an Schulen erwischt, gibt es jedoch grundsätzlich keine Verfahrenseinstellung, so Pütz.

„Info statt Strafe“ heißt ein Projekt, bei dem Jugendliche, die zum ersten Mal mit Drogen erwischt wurden, lernen, worauf sie sich einlassen. Schon in der Schule steht das Thema Drogen auf dem Lehrplan. „Besonders effektiv ist es bei Jugendlichen ab der 9. Klasse, wenn es darum geht, den Zusammenhang zwischen Drogen und Führerschein herauszustellen. Da läuft bei den Jugendlichen schon viel über die Einsicht.“

Claudia Pütz hat die Erfahrung gemacht, dass Drogenkonsum bei den meisten Jugendlichen eine „Episode“ ist: „Doch wir erleben in jüngster Zeit, dass immer mehr Jugendliche sich von Cannabis abhängig fühlen und dafür sogar klauen. Das liegt am höheren THC-Gehalt in den Pflanzen.“ Der Tetrahydrocannabinol-Gehalt bestimmt die Wirkungsintensität der Drogen. Zu beobachten sei, dass Jugendliche, die mit 13 oder 14 Drogen konsumieren, schwere Entwicklungsstörungen aufweisen können, so Pütz. Eines macht die Drogenexpertin zudem deutlich: Alkohol, Medikamente und Nikotin als legale Drogen sind die weitaus häufigsten Einstiegsdrogen bei Jugendlichen.