Oberhausen.

Beim ersten Tag der offenen Tür seit fünf Jahren treffen stolze Oxea-Mitarbeiter auf Tausende interessierte Laien

Windschutzscheiben, die trotz Steinschlag nicht brechen, Wasser, das nach Ananas schmeckt, ein frisch gestrichenes Wohnzimmer, in dem es nicht nach Farbe riecht - die Arbeit des Holtener Chemiekonzerns Oxea gleicht der manch nachtaktiver Heinzelmännchen: Jeder profitiert von ihr, kaum einer weiß, wie’s genau funktioniert.

Am Samstag ließen sich die heimlichen Helfer bei einem seltenen Anlass in die Karten schauen: Tausende Besucher kamen zum Tag der offenen Tür. 2006 hatte das Werk noch unter dem Namen „Celanese“ zuletzt seine Türen geöffnet.

In ihrem Labor hält Rosi Stein zwei aufeinander geklebte Glasscheiben ins neugierige Publikum. Zwischen den Schichten glänzt eine Folie, so dünn, dass sie kaum auffällt. Trotzdem so kräftig, dass sie dem Aufprall einer 720 Gramm schweren Kugel aus 200 Metern Höhe standhält: Die Glasscheiben splittern zwar, brechen aber nicht. „Die Schicht dazwischen hält sie zusammen“, sagt Stein.

Die Oxea GmbH hat sich auf chemische und organische Verbindungen spezialisiert, stellt insgesamt mehr als 60 Produkte her, die nicht nur das Autofahren sicherer machen, sondern auch als Duftstoffe in Kosmetika, als Aromen im Joghurt stecken.

In ihrem Segment ist Oxea Weltmarktführer, hat an fünf Produktionsstandorten im vergangenen Jahr einen Gewinn von 111 Millionen Euro eingefahren. Ein großer Teil - von 2007 bis 2009 rund 100 Millionen Euro - wird re-investiert. 2012 sollen in Holten zwei neue Anlagen entstehen, eine vorhandene wird derzeit um 40 Prozent erweitert.

Mitarbeiter als Fremdenführer

In ihnen stellt Oxea her, was als Speziallack auf DVDs für scharfe Bilder sorgt oder in Ölen so manche Flugzeugturbine wie geschmiert laufen lässt. Die chemische Reaktionen, die das ermöglichen, geschehen natürlich im Dunkeln - wie bei den Heinzelmännchen: Meterhohe Zylinder mit windigen Röhrenkronen ziehen an den Fenstern der Busse vorbei, die zum Tag der offenen Tür über des 1,8 Hektar große Oxea-Gelände fahren.

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Von DerWesten

Die Mitarbeiter haben sich als Fremdenführer vor Kühlturm und Gasometer aufgestellt, informieren über die werkseigene Feuerwehr mit ihren 37 Brandschützern, auch über Ausbildungsberufe.

„2018 werden 25 Prozent unserer Mitarbeiter aus Altersgründen aus dem Beruf scheiden“, sagt Martina Flöel, Sprecherin der Geschäftsführung. Aktuell rund 90 Lehrlinge bildet die Oxea deshalb in sechs Berufen aus. Für viele von ihnen ist der Weltkonzern mit seinen 1065 Mitarbeitern allein in Oberhausen nicht zuletzt auch ein Familienbetrieb: Bei der Nachfolgerin der seit 1928 in Holten ansässigen Ruhrchemie haben Oberhausener über Generationen hinweg gearbeitet.

„Mein Opa war bei der Ruhrchemie, danach mein Vater, meine Tante, jetzt ich“, sagt Jessica Bleibtreu. Die 23-Jährige wurde von Oxea zur Industriekauffrau ausgebildet, arbeitet nun in der Personalabteilung. Mit Stolz, wie sie sagt: „Die Hierarchien sind flach, man bekommt schnell Verantwortung und kann eigene Projekt umsetzen.“ Derzeit kümmere sie sich um die Gesundheitsvorsorge der Mitarbeiter.