Oberhausen. .
Wasser ist sein Element - der Schwimmsport ist seine Domäne seit Kindertagen: Günter Jatzek hat viele Pokale erschwommen. Heute bringt er Kindern in Oberhausen das Schwimmen bei.
Der gebürtige Mülheimer wurde mit sechs Jahren Mitglied bei den Wasserfreunden Mülheim. „Ich habe alles wettkampfmäßig gemacht: Schwimmen, Wasserspringen und Wasserball“, erinnert sich der 69-Jährige. Nach seiner aktiven Laufbahn sattelte er um, wurde Trainer - Schwimmtrainer, versteht sich. Das war Ende der 60er Jahre.
Es bedurfte eines einschneidenden Erlebnisses, um Günter Jatzek ins Schwimmbad zu bringen: „Ich bin als Junge beinahe ertrunken. Als ich mit einem Freund an der Stadthallenterrasse in Mülheim gespielt habe, sind wir ins Wasser gefallen. Zum Glück hat uns ein Mann rausgeholt.“ Danach stand für ihn fest: Ich muss schwimmen lernen!
Und weil er vorher schon im Turnverein war, verband er diese Fähigkeit mit dem neu Gelernten - er wurde Wasserspringer, wie es damals hieß. Ein Trainer erkannte sein Talent. „Ich wurde 1958 im Niederrhein-Stadion in Oberhausen Westdeutscher Jugendmeister“, erinnert sich Günter Jatzek gern. Es war nur einer von mehreren Meistertiteln, die er im Wasser holte. Bei der Bundeswehr legte er die Basis für seine berufliche Laufbahn - er absolvierte eine Schwimmmeister-Ausbildung. Dem folgte ein Studium an der Sporthochschule Köln. „Meinen ersten Job hatte sich als Jungtrainer in Mülheim, wo ich zur ersten Jugendeuropameisterschaft nach Schweden mitfuhr.“ An eines kann er sich gut - aber ungern - erinnern: „Übungsleiter bekamen damals, 1968, 4,50 Mark. Man sagte mir, ich bekäme das Geld nicht, weil ich so jung sei. Ich war so sauer, dass ich mit dem Wasserspringen aufhörte.“
Sein sportliches Talent gab er künftig als Lehrer an seine Schüler weiter. Erst an einer Mülheimer Hauptschule, später bis zur Rente anno 2007 an einem Gymnasium.
Immer zog es den Familienvater nach Oberhausen, wo er als Trainer die SG OB und den PSV betreute. Die sportliche Herausforderung suchte er 1982 als Trainer bei Essen 06, wo er die Aktiven der 1. Bundesliga unter seine Fittiche nahm. Als Honorartrainer beim Deutschen Schwimmverband lernte er etliche Talente kennen. Im letzten Jahr kam er zurück zur SG; übernahm die erste Mannschaft - mit Talenten wie Janik und Hendrik Löchte und Steffen Auschrat, NRW-Meister.
Das Wasser lässt den Rentner nicht los. Und er hat sich eine wichtige Aufgabe gestellt: „Ich will behinderten und nicht behinderten Kindern das Schwimmen beibringen.“ Folglich engagiert er sich im Behindertensport in Oberhausen und nimmt Drei- bis Fünfjährigen die Angst vor den nassen Element. „Das ist eine der schönsten Aufgaben, die man sich denken kann.“
Anfangs sind die Mütter oder Väter dabei, dann paddeln die Kleinen allein durchs Becken, stets beaufsichtigt von Günter Jatzek und zwei bis drei Helfern. Im Heinrich-Heine-Gymnasium, im Hallenbad Sterkrade und im neuen Hallenbad an der Lothringer Straße finden diese Kurse statt, die übrigens eine Initiative des Stadtsportbundes sind. „Es sind auch viele Nationen vertreten“, erzählt der 69-Jährige, der stolz ist, wenn er am Ende des Kurses den Kids das „Seepferdchen“ überreichen kann.
Die Zukunft des Schwimmsports sieht Jatzek skeptisch: „Es gibt einen Riesenmangel an Wasserflächen und Schwimmzeiten und keine 50-Meter-Bahn für Wettkämpfe. Wo sollen die Kinder schwimmen lernen? In den Schulen fehlt den Lehrern die Qualifikation für Nichtschwimmerunterricht.“ Die Schließung des Niederrhein-Stadions und Freibades Alsbachtal habe die Lage verschärft. Teure Bäder könnten sich viele Familien nicht leisten. Es liege nicht an den Kindern, wenn sie Nichtschwimmer bleiben: „Die wollen ja!“