Oberhausen..

Aus der Entfernung sieht das sperrige Seitenteil nicht gerade ächzend schwer aus. Doch sieben Mann hieven die Platte, die bei genauerem Hinsehen mit Metallbalken verstärkt ist, langsam Zentimeter für Zentimeter in die Höhe.

Im Metronom Theater am Centro werkeln derzeit 60 Mitarbeiter in drei Schichten rund um die Uhr, um innerhalb von zweieinhalb Wochen das Musicaltheater von „Wicked“ auf „Dirty Dancing“ umzurüsten.

Scheinwerfer ist längst nicht gleich Scheinwerfer

„Der Zeitrahmen ist relativ knapp“, sagt der Martin Siebler (47), „Technical Supervisior“ des Metronom-Betreibers Stage Entertainment. „Darum sind wir 24 Stunden beschäftigt.“ So ein Komplettumzug eines Musical-Riesen ist selbst für Profis ein Mammutprojekt: Alleine 80.000 Schrauben müssen befestigt, 80 Kilometer Kabel verlegt und 900 Scheinwerfer montiert werden. Und Scheinwerfer ist längst nicht gleich Scheinwerfer: Die neuen Lichtquellen stapeln sich zur Vorsortierung in der Lobby - während die „Hexenlichter“ aus Wicked längst im Lkw Richtung Niederlande verschwunden sind.

„Die Anforderungen sind sehr speziell“, erklärt Martin Siebler. Beim Set-Design werden die Eigenschaften der Licht-Kegel genau geplant und das Lichtbild entsprechend installiert. Keine Betonung oder Farbgebung wird auf der Bühne dem Zufall überlassen.

Das fordert bereits beim Aufbau höchste Konzentration. So wuseln die Arbeiter in Rudelstärke durch die Gänge. Ihre Händen transportieren Balken und Kabeln. Seile und Drahtgerippe. Bücken, ziehen, aufladen: Sie sind jene Hebe-Figuren, die momentan dafür sorgen, dass die bittersüße Tanz-Saga „Dirty Dancing“ hier überhaupt Premiere feiern kann.

Die unsichtbare Live-Band

Bis dahin muss nicht nur verfrachtet, sondern auch konzeptionell vieles verändert werden. Und das betrifft etwa die Bühne. Die Zuschauer werden künftig näher an die Geschehnisse herangeführt, einen Orchestergraben gibt es nicht. „Unsere neunköpfige Band spielt unter der Bühne - in einem separaten Raum“, sagt Andreas Stiewe, technischer Leiter in Oberhausen.

Die Band spielt also live, ist aber nicht für das Publikum sichtbar? Tatsächlich: Durch ein karges Treppenhaus geht es in die Kellerräume des Theaters. Noch werden hier Gerätschaften angeschlossen, Verbindungen gelegt, geeignete Orte für die Instrumente gesucht. Genau hier wird bald die harmonische Pop-Musik erklingen, doch noch knattern die Bohrmaschinen. Der Musikraum in der Tiefe des Theaters ist verhältnismäßig klein.

„So etwas funktioniert natürlich nicht bei einer Produktion wie Phantom der Oper, bei der du viel mehr verschiedene Instrumente benötigst - eben ein großes Orchester“, sagt Martin Siebler. Doch ganz im Verborgenen bleiben die Musiker trotzdem nicht. „Die Band wird in bestimmten Szenen den Raum verlassen und direkt auf der Bühne spielen.“

"All die Technik darf das Publikum später nicht bemerken"

Die einen werkeln in der Tiefe, die anderen in schwindelerregender Höhe. Über das Treppenhaus geht es diesmal bis unter die Decke des Theaters. Der Weg führt über klapprige Metallbalken, durch deren Löcher man bis auf den Zuschauerbereich blicken kann.

Über den Köpfen des Publikums sind nicht nur die Scheinwerfer aufgebaut, sondern hier sitzt auch ein Techniker, der per Computer die Ausrüstung steuert. Eine mitunter einsame Schaltarbeit. Denn: „All die Technik darf das Publikum später nicht bemerken.“