Oberhausen. .

Es ist eine Geschichte wie aus einem Liebesfilm: Erika und Erwin lernten sich im zweiten Weltkrieg kennen und lieben. Heute feiern die beiden ihre Eiserne Hochzeit, denn ihre Ehe hat schon 65 Jahre gehalten.

Die WAZ berichtet über ihr aufregendes Leben und das Erfolgsgeheimnis ihrer Liebe.

Es beginnt im Juni 1945: Der junge Soldat Erwin Knüfer kommt aus seiner Gefangenschaft frei und kehrt zu seinem Elternhaus in Oberhausen-Königshardt zurück.

Zur gleichen Zeit auf Rügen: Die junge Erika bereitet sich darauf vor, in den Westen zu flüchten. Sie hofft dort bessere Lebensumstände vorzufinden und so ein friedliches Leben führen zu können. Sie will bei ihrer Tante einziehen, dort arbeiten und glücklich sein, erzählt sie im Rückblick.

Die frühen Jahre

Im Oktober 1945 ist es dann soweit: Erika kommt mit dem Zug am Holtener Bahnhof an. Auf sie wartet nicht nur ein besseres Leben, sondern auch ihre große Liebe - doch das ahnt sie damals natürlich noch nicht. Der Zufall will es, dass Erika und Erwin in Königshardt Nachbarn sind. Schnell lernen sich die beiden kennen und später auch lieben - sie werden ein Herz und eine Seele. „Wir trafen uns damals in der Bergmannskapelle und haben getanzt, geredet und sehr viel Spaß gehabt“, sagt der 89-jährige Erwin Knüfer. „Das war eine gute Möglichkeit, die Ereignisse des Krieges kurz zu vergessen.“

Sie verlobten sich Ostern 1946, kurz darauf feierten sie, klein und bescheiden ihre Hochzeit. „In der Nachkriegszeit war es üblich, dass die Gäste das Essen und Trinken selbst mitgebracht haben. Wir hatten ja nicht viel Geld, dennoch war es eine schöne Hochzeit“, sagt Erika Knüfer.

Erwin Knüfer arbeitet danach rund 30 Jahre in der Gießerei, ehe er mit 57 Jahren aufgrund von Nierenbeschwerden Frührentner wird. Er erfüllt sich vor dem Ruhestand mehrere Träume: Er wird zweifacher Vater und baut ein Haus für seine Familie. Die beiden Eheleute sind auf den Familienzusammenhalt besonders stolz. „Wir lebten dort über 22 Jahre mit drei verschiedenen Generationen. Sowas ist heute gar nicht mehr möglich“, sagt Erika Knüfer.

Aber der Bau des Hauses hat auch seine Nachteile: In den Urlaub fährt das Ehepaar selten, dafür ist kein Geld da.

Die Callas von der Lärchenstraße

Erst später, als ihre gemeinsame Tochter mit ihnen regelmäßig zum Comer See fährt, können sie sich richtig erholen und Erika Knüfer kann dort ihrer Schwimmleidenschaft nachgehen.

Heute ist die 87-Jährige Mitglied bei der evangelischen Frauenhilfe und im Singkreis, um ihr anderes großes Hobby auszuleben - das Singen. „Sie wird auch oft von den Nachbarn die Callas von der Lärchenstraße genannt, weil sie überall ohne Hemmungen und auch vor großem Publikum singt“, so Erwin Knüfer.

Zu den Nachbarn pflegt die Familie ein sehr enges Verhältnis. Sie stehen sich in der Not bei und feiern die glücklichen Momente zusammen. „Bei unserer Goldenen Hochzeit war fast die ganze Straße geschmückt“, sagen die beiden. „Diese Tradition droht auszusterben. Die jüngeren Leute haben nicht mehr so eine enge Beziehung zu ihren Nachbarn“, fügen sie hinzu.

Mit sehr viel Tradition begegnen sie auch der Frage, warum sie schon 65 Jahre verheiratet sind. „Wenn man einmal ja sagt, dann gilt das auch. Dazu habe ich mich schließlich verpflichtet!“, sagt Erika. Ihr Mann Erwin sah auch nie einen Grund, weshalb sie sich hätten trennen sollen. „Daran haben wir nie einen Gedanken verschwendet“, sagt er.

Ein besonders starkes Band

Heute ist Erwin 89, Erika 87 Jahre alt - sie sind seit langer Zeit ein eingespieltes Team, bewältigen den Alltag mit Bravour und lassen sich nie von Streitigkeiten beirren.

Ein besonders starkes Band schuf die gemeinsame Kriegserfahrung. Durch diese haben sie ihr Eigentum schätzen gelernt und erkannt, was sie aneinander haben.

Erika und Erwin Knüfer machen es vor: West trifft Ost, schon seit über 65 Jahren. Eine Kombination, die funktioniert: Wiedervereinigung vor Ort.