Oberhausen..
Der Integrationsrat soll Menschen miteinander verbinden - doch derzeit entwickelt sich das Rätsel um die verschwundenen Abrechnungsakten im Büro des Integrationsrates zur offenen Schlammschlacht.
Auf der einen Seite Ercan Telli, im Rathaus sitzender bezahlter Geschäftsführer des Integrationsrates, und eine unbekannte Zahl an Integrationsratsmitgliedern; auf der anderen Seite der seit 2005 als ehrenamtlicher Vorsitzender des Integrationsrates amtierende und 2010 erneut mit großer Mehrheit bestätigte Yusuf Giraz. Dabei waren Telli und Giraz viele Jahre eng befreundet. Doch das ist vorbei.
"Denn ich bin der Chef des Integrationsbüros"
Teile des Integrationsrates wollen Giraz nun vom Vorsitz verdrängen. Angeblich sei er nach einer Hadsch-Pilgerfahrt nach Mekka erzkonservativ geworden und stehe nun den Ideen der Internationalen Liste im Weg, die 16 von 31 Sitzen im Integrationsrat inne hat. Giraz hat eine Bitte, den Rücktritt einzureichen, nach eigener Aussage empört zurückgewiesen.
Schon gar nicht sei er inhaltlich konservativ geworden. Den Ausgangspunkt des Streits sieht Giraz vielmehr darin, dass es ihn gestört habe, dass mehrere ausländische Mitbürger auf der Suche nach Hilfe im Integrationsbüro niemanden angetroffen hätten. Daher habe er von Telli und seiner Kollegin verlangt, ihre Anwesenheit im Rathaus per Gleitzeitkarte nachzuweisen. „Denn ich bin der Chef des Integrationsbüros“, ist Giraz überzeugt.
Spätestens mit dieser Kontrollidee zerbröselte die Freundschaft zwischen Telli und Giraz. Telli selbst hält den Vorwurf, zu wenig im Büro anwesend sein, für absurd, aber gibt zu: „Natürlich habe ich auch auswärtige Termine.“
Vorwürfe aus dem Integrationsbüro
Giraz sagt dagegen: „Telli will sich nicht kontrollieren lassen und macht jetzt Front gegen mich.“ Dieser glaubt überraschenderweise nicht, dass die Akten gestohlen worden sind. „Ich wollte im Juli 2011 Einsicht in die Quittungen, Kontoauszüge und Abrechnungen seit 2006 nehmen“, so Giraz. Grund: Die Akten seien so lange intern vom Integrationsrat nicht kontrolliert worden. „Das war falsch. Ich habe Telli blind vertraut“, sagt Giraz. Doch man habe ihm die Akten nicht herausgegeben, plötzlich habe es geheißen, sie seien gestohlen.
Vorwürfe aus dem Integrationsbüro, Giraz selbst habe die Akten entwendet, konterte Giraz mit einer Strafanzeige wegen Verleumdung.