Oberhausen. . Regelmäßig prallen Schiffe gegen den Überweg an der Konrad-Adenauer-Allee in Oberhausen. Sogar einen Toten hat es bereits gegeben. Beim Wasser- und Schifffahrtsamt kann man über die Gründe für die vielen Unfälle jedoch nur rätseln.

Ramponierte Schiffe, hohe Sachschäden und sogar ein Toter: Immer wieder kommt es an der Kanalbrücke an der Konrad-Adenauer-Allee zu Unfällen mit teils schwerwiegenden Folgen. Erst vergangene Woche prallte wieder ein Schiff gegen den Brückenbau (die NRZ berichtete).

„Diese Brücke ist tatsächlich ein Unfallschwerpunkt“, sagt Werner Friese von der Wasserschutzpolizei in Duisburg. Etwa alle ein bis zwei Monate, „auf jeden Fall mit großer Regelmäßigkeit“, gebe es an dieser Stelle einen Unfall.

Im Dunkeln beleuchtet

Was die Gründe dafür sind? Beim Wasser- und Schifffahrtsamt kann man nur rätseln. „Rein theoretisch dürfte es dort eigentlich überhaupt keine Unfälle geben“, sagt Klaus Fähnrich. Zwar sei die Konrad-Adenauer-Brücke eine der niedrigeren unter den Kanalbrücken, aber wie alle anderen so konstruiert, dass Schiffe unter 4,50 Metern problemlos hindurchpassen müssten.

„Das wissen die Schiffsführer auch. Die Strecke ist ihnen bekannt.“ Schilder, wie sie etwa Autofahrer vor Bahnübergängen warnen, gebe es auf dem Kanal nicht. „Die Brücke ist bereits von weitem sichtbar und natürlich auf dem Radar zu erkennen.“ Zudem werde sie in der Dunkelheit beleuchtet und Markierungen verwiesen auf die Brückenhöhe.

„Seit dem Sommer ist der obere Querrahmen auch noch farblich abgesetzt“, erklärt Fähnrich. Normalerweise seien die Brücken einfarbig, doch weil sich die Unfälle in der Vergangenheit häuften, habe man sich für eine solche farbliche Kennzeichnung entschieden.

Menschliches oder technisches Versagen

„Menschliches oder technisches Versagen“ vermutet Fähnrich als Ursache der dennoch auftretenden Unfälle. Oft werde das Steuerhaus nicht schnell oder nicht weit genug abgesenkt, manchmal liege das Schiff an sich zu hoch im Wasser.

„Diese Unfälle sind in erster Linie auf die Unaufmerksamkeit und Nachlässigkeit der Schiffsführer zurückzuführen“, beklagt Wasserschutzpolizist Friese. Denn auch wenn die Brücke in einer Kurve liege und mancher die Strecke als unübersichtlich empfinde, müsste jeder Schiffsführer von ihrer Existenz wissen. „Schließlich muss jeder Schiffsführer eine Streckenkunde-Prüfung ablegen und nachweisen, dass er die Gegebenheiten der hiesigen Wasserstraßen kennt“, erklärt Friese.

Oft könnten solche Unfälle bereits durch ein rechtzeitiges Herunterfahren des Steuerhauses verhindert werden. „Die meisten Schiffsführer fahren die Steuerhäuser aber sehr kurzfristig und nur gerade so weit herunter, dass sie noch etwas sehen können“ – meist also nicht weit genug. Andere vergäßen die Brücke kurzzeitig und könnten das Haus nicht mehr rechtzeitig herunterfahren.

Gewagte Manöver

„Wenn ein Schiff in Fahrt ist, dauert es eine ganze Weile, bis es zum Stehen kommt“, erklärt Friese und beschreibt ein abenteuerliches, aber gar nicht so seltenes Manöver. „Einige Schiffsführer geben kurz vor der Brücke dann besonders viel Gas.“ So liege das Schiff kurzzeitig tiefer im Wasser, was manchmal gerade noch für das unfallfreie Unterfahren der Brücke ausreiche – aber eben nicht immer.

Häufig gehen die Unfälle glimpflich aus, das Führerhaus wird abgerissen oder demoliert und es bleibt bei einem Sachschaden. „So ein Steuerhaus kostet aber locker 250.000 Euro“, sagt Friese. Zudem werde gegen die Verantwortlichen wegen des gefährlichen Eingriffs in den Schiffsverkehr ermittelt.

„Die Brücke behält bei solchen Unfällen in der Regel höchstens ein paar kleine Kratzer zurück“, beruhigt Fähnrich. Auch wenn die Brücke nicht so schnell kaputt zu kriegen ist: Auf Dauer solle die Durchfahrtshöhe aller Brücken mit weniger als 5,25 Meter vergrößert werden. „Wir sind momentan noch in der Planungsphase“, erklärt der Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes. „Diese Brücke hat dabei aber auf jeden Fall hohe Priorität.“