Oberhausen.
Marlis Thirok ist Mama mit Herz. Treffender kann man es wohl nicht ausdrücken. Sie liebt Kinder, ihre eigenen und überhaupt. Sie liebt ihre Unbefangenheit, ihre Fantasie, ihre ausgelassene Fröhlichkeit. Zwei Töchter hat sie großgezogen, sie hätte gerne sechs Kinder gehabt. Eben so viele, wie sie Geschwister hatte.
„Ich bin die Dritte von Sechsen.“ Und dann erzählt sie von ihrer Kindheit, von ihren schönsten Erinnerungen. „Dazu gehören die Bücherrunden mit meiner Mutter.“ Die habe viel vorgelesen und insbesondere in der Adventszeit ein richtiges Fest daraus gemacht. Bücher gehörten für Marlis Thirok damit genauso zum Alltag wie Messer und Gabel. „Ohne geht gar nicht.“
Mit zwölf Jahren las sie „Der Trotzkopf“, ein 1885 erstmals erschienenes Mädchenbuch von Emmy von Rhoden. „Über dieses Buch bin ich zur Leseratte geworden.“ Krimis, Familiengeschichten - vor Marlis Thirok ist nichts sicher.
Lesefreude wiedergewonnen
Eine Leidenschaft, die die gelernte Schuhverkäuferin und spätere Damenschuh-Einkäuferin schließlich auch zu ihrem Ehrenamt brachte. „Meine beiden Töchter gingen zur Grundschule Tackenberg.“ Gemeinsam mit anderen Müttern engagierte sie sich bald in der Schulbücherei.
Seit rund 24 Jahren steht sie jeden zweiten Freitag von 11.45 bis 12.30 Uhr bereit, um die ausgeliehenen Bücher zurückzunehmen und neue auszuleihen. Sie plaudert mit den Kindern, lässt sie erzählen, was sie gerade gelesen haben. Und sie freut sich darüber, dass die Grundschüler nach einer Flaute vor vier Jahren wieder richtig lesefreudig geworden sind.
Details zur Aktion von WAZ und RWW
„Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion der WAZ-Lokalredaktio Oberhausen n und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW). Wir stellen Ihnen neun Menschen aus Oberhausen vor, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Danach können Sie, liebe Leser, entscheiden, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise, 3000, 2000 und 1000 Euro, fließen in die Projekte, für die sich die Preisträger engagieren. Der Aufruf zur Abstimmung erfolgt, wenn alle neun Porträts gelaufen sind.
„Damals haben wir nur ein paar Bücher pro Woche ausgeliehen - das war richtig traurig“, erinnert sich die 57-Jährige. Doch dank der Geschichten rund um Zauberlehrling Harry Potter und den Abenteuern der Hobbydetektive Tim, Karl, Klößchen und Gaby (alias TKKG) erlebte die Bücherei in den letzten Jahren einen neuen Ansturm.
Wunschberuf Lehrerin
Marlis Thirok wäre gerne selbst Lehrerin geworden. „Vor allem, weil ich das Schreiben an der Tafel so toll fand“, erinnert sie sich lachend.
Ihre ältere Tochter Andrea (31) ist in gewisser Weise in ihre Fußstapfen getreten. „Sie ist Grundschullehrerin.“ Tochter Martina (27) wurde Physiotherapeutin.
„Ich bin stolz auf meine Kinder“, sagt Marlis Thirok. Für ihre Töchter ist sie Hausfrau geworden und bis heute geblieben. „Auch, wenn man da manchmal schief angeguckt wird nach dem Motto ,Wie, nur Hausfrau, ja, was macht die denn den ganzen Tag?’“
Marlis Thirok jedenfalls hat die Zeit mit ihren Kindern genossen. „Das sind so wertvolle Erfahrungen und Erlebnisse, diese Jahre kommen ja nie wieder!“ Ein Leben ohne Kinder, nein, das geht für Marlis Thirok gar nicht.