Oberhausen.

Seit 2004 bereichert „Gitarrissimo“ unsere Stadt unermüdlich mit Saitenkunst, das 289. Konzert steht vor der Tür. Das Besondere: Der Verein fördert nicht nur die Gitarrenspiel-Kultur, er hat sich auch einen sozialen Aspekt in die Satzung geschrieben.

Unterstützt werden Gruppen, die sonst eher selten im Mittelpunkt stehen wie zum Beispiel die von behinderten Eltern nicht behinderter Kinder. Die Benefiz-Konzerte haben schon über 10 000 Euro eingespielt.

Das würde niemals funktionieren, wenn nicht Jürgen Reinke (61) dem Verein ehrenamtlich so enorm viel Zeit opfern würde. In den Räumen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands befindet sich das Vereinsbüro. „Er arbeitet hier mehrmals pro Woche viele Stunden lang und bekommt im Gegensatz zu mir kein Geld dafür“, so Peter Jötten, Ansprechpartner der Selbsthilfegruppen im Paritätischen und Liebhaber der Gitarrenmusik. „Seit mehr als fünf Jahren holt er Interpreten in unsere Stadt, die man sonst nur in Kulturmetropolen hören kann.“

Am Ende des Konzertjahres findet Reinke immer tolle Musiker, die bereit sind, auf ihre Gage zu verzichten und ein Weihnachtskonzert zu geben für den jeweiligen sozialen guten Zweck.

Gitarrenspiel ist Handwerk

Doch damit nicht genug: Reinke organisiert ein viel beachtetes Gitarren-Festival, an dem Künstler aus verschiedenen Ländern teilnehmen, eine vierte Ausgabe ist für November geplant. Das Festival enthält einen internationalen Wettbewerb für Gitarren-Nachwuchskünstler sowie Workshops für Gitarrenschüler. „In den 1990er Jahren begann sich die Elektronik in den Vordergrund zu schieben, die Gitarre wird handwerklich gespielt, wir wollten dazu beitragen, dass ihr wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird“, sagt Reinke.

Zwar spielt er selbst auch, „aber nicht so gut, dass ich damit auftreten würde“. Eine Ausnahme hatte er sich jedoch zum 60. Geburtstag gegönnt, einen Auftritt wie früher in den 70er Jahren, als er noch Sänger der Blues Machine war. Von der ehemaligen Band hatte er drei Musiker motiviert, mitzuspielen - erfolgreich: „Wir haben 1300 Euro zusammen bekommen und gespendet.“

„Alles, was der Verein einnimmt, muss wieder in die Konzerte fließen“, erklärt Reinke. Und dass er sich bei Gitarrissimo als „Mädchen für alles“ empfinde. Er organisiert die Veranstaltungen nicht nur, er ist auch immer dabei, wenn die Konzerte stattfinden, kassiert, macht den Ansager, betreut die Künstler.

Gitarrissimo als Ersatzkind

Warum tut er das? „Gitarrissimo ist mein Ersatzkind. Ich bin unabhängig. Das ist wahrscheinlich mein Weg etwas zu schaffen, woran man sich erinnert.“

Dass er so viele verschiedene Dinge in seinem Leben gemacht hat - Verwaltungslehre, Ausbildung zum EDV-Organisator, als man noch mit Lochkarten arbeitete, im Schallplattenladen Oldies an die Frau und den Mann bringen, freier Zeitungsmitarbeiter - kommt ihm jetzt zugute.

Wenn er auch der Gitarrissimo ist, der für den Verein die meiste Zeit investiert, so betont er doch, dass es ohne die Unterstützung der anderen Mitglieder nicht geht und erwähnt Heike Matthiesen, klassische Gitarristin von internationalem Niveau, die Kontakte zur Musikszene knüpft. „Sie betreut die Netzwerke“, so Reinke. Jörg Hüttermann, der die Technik beherrscht und Manfred Stall, der die Konzerte aufzeichnet, seien ebenso wichtig. Doch was sagt Reinke dazu, dass er für den Ehrenamtspreis nominiert worden ist? „Das freut mich natürlich sehr, weil das Gitarrissimo nach vorne bringt.“

Details zur Aktion von WAZ und RWW

„Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion der WAZ-Lokalredaktio Oberhausen n und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW).

Wir stellen Ihnen neun Menschen aus Oberhausen vor, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Danach können Sie, liebe Leser, entscheiden, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise, 3000, 2000 und 1000 Euro, fließen in die Projekte, für die sich die Preisträger engagieren. Der Aufruf zur Abstimmung erfolgt, wenn alle neun Porträts gelaufen sind.

Gitarrissimo steht auf Klassik, Steal-String, Blues und Rock. Nostalgiekonzerte wie das der Downtown Angels, die eine Menge Publikum ziehen, sorgen dafür, dass auch Konzerte, die eine kleinere Fangemeinde anlocken, stattfinden können. Die Bühne des Vereins steht im Gdanska am Altmarkt. Nur während der Festivals weicht man auf andere Spielorte aus. Wie gelingt es, so berühmte Musiker wie Andrew York (USA) oder Pepe Justicia (Spanien) für ein Konzert zu gewinnen? Reinke: „Es gibt immer überraschende Angebote. Jemand ist unterwegs und spielt bei uns für einen Kurs, für den wir ihn sonst nie kriegen könnten.“

„Menschen machen’s möglich“

„Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion der WAZ-Lokalredaktion und der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW). Wir stellen Ihnen neun Menschen aus Oberhausen vor, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen. Danach können Sie, liebe Leser, entscheiden, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise, 3000, 2000 und 1000 Euro, fließen in die Projekte, für die sich die Preisträger engagieren. Der Aufruf zur Abstimmung erfolgt, wenn alle neun Porträts gelaufen sind.