Oberhausen..
Am Aschermittwoch ist alles vorbei - und doch geht es ohne Bremse weiter. Karneval, davon sehen viele oft nur den kleinen Ausschnitt zwischen Altweiber und Veilchendienstag, das meint auch Nadine Möhler (32). Außenstehende sehen Jubel, Trubel und Heiterkeit, aber eben nicht, was dazwischen passiert.
„Das Vereinsleben findet aber während des gesamten Jahres statt“, sagt sie. Als Gardeleiterin der KG Grün-Rot Wagaschei muss sie es wissen. Dabei geht es nach dem letzten „Helau“ nicht nur um die Planungen der neuen Session. Denn: In den Karnevalsgesellschaften stecken wichtige Stützpfeiler der Jugendarbeit.
Nadine Möhler ist mittendrin - in das Brauchtum regelrecht hineingewachsen. Die Jahre innerhalb der Gesellschaft zählt sie nicht akribisch mit. Denn wie viele ist sie bereits seit den eigenen Kindertagen dabei. Zunächst auf der Hardt, dann bei der Ehrengarde, letztlich bei der KG Wagaschei. Ein Schaffen, das durch das elterliche Engagement für den Karneval getragen wurde. Alles andere funktionierte wie von selbst.
Trainerin, Schneiderin und Kummerkasten
Doch selbstverständlich ist längst nicht alles. Das Ehrenamt - als solches wird es nicht immer wahrgenommen - diktiert den Kalender von Nadine Möhler: mehrmals in der Woche Training, Showtänze vorbereiten, Kostüme basteln. Ein wuseliges hin und her zwischen dem Arbeitsplatz in Mülheim, den Trainingsstätten und ihrer Wohnung im Norden. Karneval ist zeitintensiv - und damit ist nicht das lockere Beisammensein bei den Sitzungen gemeint.
„Ich bin froh, dass mein Arbeitgeber mitspielt“, sagt Nadine Möhler, die im Hotelfachwesen tätig ist. So sind die Dienstpläne mit den Trainingszeiten abgestimmt. Denn wenn andere nach der Schicht auf das Sofa sacken, setzt sich Nadine im Saal in Bewegung.
„Im Gardetanz steckt mehr Sport als die meisten Leute vermuten“, sagt sie. Und wer das Aufwärmtraining beobachtet, der mag nicht widersprechen. Hüpfen auf den Beinen, Wechsel in die einbeinige Variante. In einem Kreis versammeln sich die Mädchen der Tanztruppe - fetzige Musik bereitet sichtlich Spaß.
„Du bist auch eine Freundin!“
Möhler: „Als Trainerin bist du bei den Mädchen nicht nur Ansprechpartnerin, wenn es ums Tanzen geht.“ Denn die Übungsleiterin wird machmal zum Kummerkasten. „Du bist auch eine Freundin!“
Die 32-Jährige trainiert mit den Kindern und den „Großen“ zwei Garden, hat mit Mädchen vom Bobby-Car-Alter bis zur Pubertät zu tun. Das erfordert soziale Kompetenz.
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Kompetenz, die auch die vielen Trainerinnen in anderen Vereinen vermitteln. Möhler: „Es ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung für junge Leute. Wir sind eine Gemeinschaft, ja schon eine kleine Familie. Manche Eltern der Kinder helfen mit, das tut dem Verein gut.“
So geht der Tross der KG Wagaschei auf gemeinsame Ausflüge, organisiert Sommerfeste, tritt in Altenheimen auf, besucht soziale Einrichtungen. Und: Mehr als die Hälfte des Jahres funktioniert ohne ein einziges Helau.
Aktion der Lokalredaktion
„Menschen machen’s möglich“ heißt in diesem Jahr wieder die Aktion der WAZ-Lokalredaktion Oberhausen und der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW). Wir stellen Ihnen insgesamt neun Menschen aus Oberhausen vor, die sich ehrenamtlich für andere Menschen einsetzen.
Danach haben Sie, liebe Leserinnen und Leser, die Wahl und können entscheiden, wer besonders preiswürdig ist. Die Preise sind mit 3000, 2000 und 1000 Euro dotiert und fließen den Projekten zu, für die sich die Preisträger engagieren. Der Aufruf zur Abstimmung erfolgt, wenn alle neun Porträts gelaufen sind.