Oberhausen. .

Im Jahresdurchschnitt fehlen werktäglich 166 Mitarbeiter der Stadt, weil sie krank sind. Personaldezernent Schmidt plant nun eine Beratungsstelle und Kontrolleinsätze.

Die Oberhausener Stadtspitze will mit intensiven Beratungs-, Kümmer- und Kontrolleinsätzen den im Vergleich zur Privatwirtschaft sehr hohen Krankenstand bei den 2200 Beschäftigten der städtischen Verwaltung senken. „Im Vergleich zu anderen Kommunen stehen wir nicht schlecht da, aber wir können mehr als bisher tun, um die Krankheitszeiten unserer Leute zu reduzieren“, meint Personaldezernent Jürgen Schmidt.

So soll sich künftig ein ohnehin gesetzlich vorgeschriebener neuer Eingliederungsmanager um alle Beschäftigten kümmern, die mehr als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig waren, um „krankheitsbedingte Kündigungen zu vermeiden“, wie es in der vom Rat verabschiedeten Verwaltungsvorlage heißt. Betrachtet man ein ganzes Jahr, so erkranken in Oberhausen 373 städtische Bedienstete so lange, dass insgesamt sechs Wochen an Fehlzeiten zusammenkommen.

Ob nur einen Tag oder ein ganzes Jahr Ausfall wegen eines ärztlichen Attestes: Im Verlauf eines Jahres fehlen jeden Arbeitstag im Schnitt 7,56 Prozent der Beschäftigten - die Krankenquote schwankte in den vergangenen zwölf Monaten zwischen 5,63 Prozent im August 2010 und 9,59 Prozent im Februar 2011. Das bedeutet: Pro Werktag erscheinen bis zu 211 Menschen im Rathaus nicht zur Arbeit, weil sie krank sind. Im Jahresdurchschnitt fehlen werktäglich 166 Menschen.

Im Schnitt sind damit fast doppelt so viele Beamte und Angestellte im Oberhausener Rathaus krank wie bei privaten Unternehmen: Hier liegt die Krankenquote im Jahr nach Angaben der Krankenkassen BKK bei 4,1 Prozent.

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Von DerWesten

Warum erscheinen die öffentlichen Bediensteten soviel häufiger wegen Krankheit nicht zum Dienst als Arbeitnehmer in der restlichen Berufswelt? Personaldezernent Schmidt hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: „Schuld daran ist sicherlich auch der besondere Schutz der Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst; wer in der Privatwirtschaft befürchten muss, beim nächsten Stellenabbau wegen zu häufiger Erkrankung als Negativmerkmal dran zu sein, der geht nicht locker damit um, reißt sich schon einmal mehr zusammen.“

Zudem sorge eine gewisse Anonymität in großen Verwaltungen dafür, dass Leute das Gefühl bekommen, auf ihn komme es nicht so an. Man habe festgestellt, dass die Fehlzeiten in Kleinstädten geringer seien als in Großstädten. „Zunehmend macht uns aber auch die steigende Alterung der Belegschaften zu schaffen“, sagte Schmidt. Krankheiten fielen schwerwiegender aus als in jüngeren Jahren.

Deshalb will der Personaldezernent künftig stärker als Kümmerer auftreten: Bei heiklen Fällen soll sich eine ganze Runde von Fachleuten der Verwaltung kümmern, wie man Krankheiten verkürzen oder vermeiden könne. Arbeitsabläufe, die Arbeitsplatzgestaltung, die Führungsschwäche von Chefs, die manche Untergebene vergraule, aber auch die Bekämpfung von Sucht- oder Schuldenproblemen - all dies komme auf den Tisch, verspricht Schmidt. Und auch über Versetzungen in andere Arbeitsgebiete, die für den Betroffenen besser geeignet seien, werde diskutiert. Hin und wieder rufe er auch bei Langzeiterkrankten persönlich an. „Das stößt auf Verwunderung, aber insgesamt auch auf Wohlwollen. Die Leute bekommen das Gefühl: Ich bin wichtig, ich werde gebraucht.“