Der Schuldenberg wächst und wächst. Inzwischen türmen sich vor Melanie W. (Name von der Redaktion geändert) alles in allem 30 000 Euro Verbindlichkeiten. Banken, Schuldnerberater und letztlich auch sie selbst sagen: „Da geht nichts mehr.” Der einzige Ausweg ist die Privatinsolvenz.

Es ist noch nicht lange her, erst ein paar Jahre, da nahm das Unheil seinen Lauf. „Wir mussten ein Darlehen aufnehmen”, erzählt Melanie W. Wir, damit meint sie sich und ihren (Noch-)Ehemann. Dabei hatte sie eigentlich gut verdient, 2000 Euro netto. Es reichte nicht. Sie war schwanger, er arbeitslos. Verzichten wollte er auf nichts: Das zweite Auto blieb angemeldet, das Motorrad auch. Es kamen Handyrechnungen von 600 Euro.

"Wir standen kurz vor der Zwangsvollstreckung"

Der Dispokredit war längst überzogen. Das Gehalt kam auf das Konto und war auch gleich schon wieder weg. „Wir standen kurz vor der Zwangsvollstreckung”, sagt Melanie W., die die Schuld hauptsächlich, aber nicht nur bei ihrem Mann sucht: „Ich war auch daran beteiligt.”

Mit einem Darlehen über 25 000 Euro konnten die beiden alles bezahlen. Nach der Scheidung, die noch läuft und mit der weitere Kosten auf sie zukommen, blieb Melanie W. aber alleine auf den Schulden sitzen. Ihr Mann hatte das Darlehen nicht mitunterschrieben.

Ein Leben im Minus

Seit dem 1. Januar diesen Jahres ist die gelernte Bürokauffrau auch arbeitslos. „Ich lebe im Minus, weil ich viel zu hohe Ausgaben habe”, sagt die 38-Jährige. 1021 Euro Arbeitslosengeld bezieht die Oberhausenerin. Dem stehen allein schon fixe Kosten von 800 Euro für Miete und Darlehensrückzahlungen gegenüber.

Hinzu kommen Ratenzahlungen für Möbel und Laptop. Anschaffungen aus einer Zeit, in der sie noch gearbeitet hat. Dann noch Telefon, Strom und das Auto, auf das sie nicht verzichten kann. „Ich war kurz davor, es zu verkaufen. Aber das war nicht möglich.” Denn ihr inzwischen vierjähriger Sohn wohnt eine halbe Woche bei ihr und eine halbe Woche bei ihrem Mann in einer Nachbarstadt und sie muss ihn abholen.

Kein Geld mehr in der Tasche für ein Brötchen

Mit ihrem Sohn verbindet sie auch das traurigste Erlebnis in der schwierigen Zeit. „Da habe ich wirklich mal kein Brot mehr zu Hause gehabt und ich hatte kein Geld mehr in der Tasche, um meinem Sohn ein Brötchen zu kaufen”, erzählt Melanie W.

Ihre Eltern halfen ihr aus. Wie so oft, wenn gar nichts mehr ging. Dabei ist der Vater Rentner und die Mutter arbeitet auf 400-Euro-Basis. „Da kann ich nicht von ihnen Hilfe verlangen”, sagt Melanie W. und zuckt mit den Schultern: „Aber manchmal muss ich sie von ihnen annehmen.”

Schmuck versetzt, Versicherungen gekündigt

Zwischendurch hat die 38-Jährige ein paar Goldschmuckstücke versetzt, um über die Runden zu kommen. Oder Versicherungen gekündigt. „Tagelang, nächtelang habe ich geweint, weil ich nicht wusste, wie es weitergeht. Aber von irgendwo kam immer ein Lichtlein daher, irgendwie ging es weiter.”

Jetzt aber ist der Zeitpunkt erreicht, wo nichts mehr geht ohne die Privatinsolvenz. Ein Schritt, den sich Melanie W. reiflich überlegt hat. Ein Rechtsanwalt verwaltet als Treuhänder demnächst ihre Schulden. Wenn sie wieder Arbeit gefunden hat, darf sie 1300 Euro vom Gehalt behalten. Der Rest geht an den Treuhänder, der das Geld an die Gläubiger verteilt. „Mir bleiben 300 Euro mehr im Monat”, sagt Melanie W. Diese Aussicht, den Schuldenberg nicht mehr selbst abtragen zu müssen, lässt sie wieder besser schlafen.

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