Oberhausen. .

„Gesprächskonzerte“ erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, wobei häufig ein Musikwissenschaftler den verbalen Part übernimmt. Das führt mitunter zu einer gewissen getrennten Zweigleisigkeit zwischen Erläuterungen und musikalischer Ausführung. Manche Musiker sind aber so sprachgewandt, dass sie beides selbst übernehmen, was den Vorteil hat, dass sie die erläuterten Details gleich praktisch vorführen können.

Wenn jemand das gleich in fünf Sprachen kann wie der Kanadier Marc Pierre Toth, prädestiniert ihn allein schon das für eine einschlägige internationale Karriere. Am Sonntag stellte er sich in der 140. Matinée des Künstlerfördervereins mit einem Konzert seiner Serie „What is so Great about Classical Musik???“ vor. Die Frage erfordert eigentlich eine geistesgeschichtlich-philosophisch orientierte Antwort, die aber auch wieder an nicht unbedingt allgemein verbreitete Voraussetzungen gebunden wäre.

Dafür demonstriert er, vor allem bei Beethoven, formale und strukturelle Zusammenhänge in einer unnachahmlich spontanen und humorvollen Art, bei Liszt auch Inhaltliches und Anekdotisches in einer hemdsärmelig-schlaksigen Unmittelbarkeit (mit Wasserflasche), die an manche Jazzmusiker erinnert.

Was darüber hinausging, teilte er dann durch sein Spiel mit. Das „Zusichkommen des Geistes“ in Beethovens op. 109, nach etwas diffusem Schweben und trotzigem Aufbegehren gipfelnd in dem ohne spektakuläre Selbstbestätigung sich erfüllenden Variationssatz, wurde genau so spürbar wie die zwischen Gesang, Sarkasmus, Resignation und überwindender Kraft wechselnde Spannung des op 110., deren letzter Satz besonders eindrucksvoll gelang.

Ein pianistisches Feuerwerk, launisch und übermütig wie in der Paganini-Caprice, aber immer von delikater Klangkultur und poetischer Aussagekraft, konnte man dann im zweiten Teil mit Werken des Jubilars Franz Liszt erleben. Dessen Tryptichon „Venezia e Napoli“ mit der halsbrecherischen Tarantella bildete den bejubelten Abschluss. In der zugegebenen Rigoletto-Paraphrase und besonders in deren Einführung ließ Marc Pierre Toth seinem komödiantischen Temperament nochmals freien Lauf.