Oberhausen. .

Familienzirkusse wie der „Groß-Circus Traber“ haben es leichter als große Wandershows. Doch auch sie müssen knapp kalkulieren.

Am Monatsende holt Fernando Traber seinen Taschenrechner heraus und tippt große Summen ein: Futtermittel für 45 Tiere, Benzin für 40 Fahrzeuge, Lebensmittel, Versicherungen und Kleidung für die 35 Mitglieder seiner Familie, die allesamt beim „Groß-Circus Traber“ arbeiten. „Die Kosten sind meist die gleichen“, sagt der Chef des Wanderzirkusses, der derzeit in Oberhausen gastiert. „Das Problem ist, dass die Höhe unserer Einnahmen immer ungewiss ist.“

Die Blütezeit ist vorbei

Die Blütezeit der Wanderzirkusse ist vorbei. Strömten Kinder Anfang des 20. Jahrhunderts zum Zeltplatz, neugierig auf wilde Bestien und Schlangenmenschen, sitzen sie heute an Computerkonsolen zu Hause, fahren mit den Eltern zum Kindermusical in die Nachbarstadt, zum Freizeitpark auch ins Nachbarland. „Dieser Konkurrenz setzen wir traditionelle Zirkuskunst entgegen, ein Programm für die ganze Familie“, sagt Traber. „Das kommt an.“

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Das muss es auch. Denn die bis zu acht Vorstellungen, die seine Zirkusfamilie in einer einer Stadt zeigt, müssen genug abwerfen, um die Tage der Anreise, des Aufbaus, Trainings und Abbaus finanziell überbrücken zu können - Tage also, an denen die Trabers zwar von 5.30 Uhr bis 22 Uhr auf den Beinen sind, aber effektiv nichts einnehmen. „Wenn wir das Zelt halbvoll haben, deckt das gerade unsere Fixkosten. Dann habe ich aber keinen Spielraum für Reparaturen oder mal eine Kleinigkeit für meinen Neffen.“

Mobile Schule reist mit

Der Neffe ist sieben Jahre alt und wird in einer mobilen Schule unterrichtet, die dank der finanziellen Unterstützung der Evangelischen Kirche im Rheinland möglich ist. Die älteste Hand im Geschäft hat Trabers Mutter: Sie ist 78 Jahre alt. „Unseren Zirkus gibt es seit fünf Generationen, man fühlt sich verbunden.“

Dass sein Zirkus ein Familienbetrieb ist, sichert ihn auch. Denn je größer die Manege, umso höher seien auch die Kosten: Gagen für die Angestellten, teures Futter für spektakuläre Raubkatzen. Kleine Zirkusse haben es leichter: Spieldaten und -orte sowie Löhne im Familienverbund werden einfacher gehandthabt. „Wenn kein Geld da ist, fragt keiner danach.“ Selbst die Tiere gehören zur Familie; sie sind über die Generationen hinweg aufgezogen worden. Muttertiere werden verkauft - die einzigen zusätzlichen Einkünfte neben den Einnahmen vom Zeltverleih während der Winterpause. Hart sei das Zirkusleben, ein anderes könne er sich aber nicht vorstellen, so Traber. „Ich stehe seit 37 Jahren in der Manage, hab das im Blut.“