Oberhausen.

Eines vorne weg: Ballone sind leichter als Luft und fliegen somit nicht, sondern sie fahren. Versprecher derjenigen, die einmal eine Ballonfahrt unternommen haben und nach der Landung im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in den Adelsstand der Ballonfahrer erhoben wurden, werden „streng“ geahndet: Eine Flasche Sekt wird fällig.

„Das passiert zum Glück häufig“, lacht Barbara Vogel (41), pardon: „Barbara, fahrendes Vögelchen in den Kartoffeln von Reuth“, wie sie nach ihrer ersten Himmelsschwebefahrt getauft wurde.

Virus Faszination Ballonfahrt, bei Vogels ist die ganze Familie infiziert. Vater Christian Vogel (73) unternahm seine erste Fahrt im Spanien-Urlaub 1989. Rechts das Meer, links die Pyrenäen. Vor allem aber ist es das Besondere, die Bewegung im Einklang der Natur zu erleben, was ihn bis heute so sehr an diesem Sport fasziniert.

Theorie und Praxis in Sachen Luftfahrt

„Ich wollte selber fahren“, erzählt der ehemalige Mechanikermeister. Beim Ballon-Club Mülheim verdient er sich erst einmal seine Sporen, hilft beim Verfolgen, dem Auf- und Abbau und darf dafür die ein oder andere Luftfahrt genießen. 1993 hat er die Pilotenlizenz für Heißluftballone in der Tasche.

Hinter ihm liegen jede Menge Theorie wie Navigation, Aerodynamik, Meteorologie, Flugfunk und Luftrecht und natürlich die Praxis mit 50 Landungen, 25 Gesamtstunden Fahrt und 20 Aufrüstungen, wie man das Auf- und Abbauen der Ballone nennt.

1999 gründet er mit sieben weiteren Mitgliedern die Ballonsportfreunde Oberhausen. Mit dabei sind heute seine beiden Kinder Barbara und Stefan sowie Schwiegertochter Ute, die ebenso auf den Geschmack gekommen sind und längst ihre eigenen Pilotenscheine gemacht haben und Gattin Helga (70). Auch sie ist begeistert von den magischen Luftfahrzeugen, die sie jedoch zunächst lieber vom Boden aus beobachtet. „Ich muss gestehen, dass es bei mir doch etwas länger gedauert hat, bevor ich in einen Korb gestiegen bin“, erzählt sie.

"Eines der letzten Abenteuer der Menschheit"

Umso wichtiger ist bis heute ihr Einsatz als „Erdferkel“, wie die Verfolger liebevoll genannt werden, die dafür sorgen, dass die Ballonbesatzung von freier Flur zurück nach Hause kommt.

Ballonfahrten, eines der letzten Abenteuer der Menschheit - billig ist diese Art der Fortbewegung allerdings nicht. Christian Vogels Ballon kostete rund 65 000 Euro ohne Instrumente, hinzu kommt der Preis für ein gutes Zugfahrzeug und die Versicherung. Jeder Start schlägt mit mehr als 400 Euro zu Buche. Um die Kosten wenigstens etwas zu decken, nehmen die Ballonsportfreunde Oberhausen immer wieder Gäste mit auf ihre Fahrten.

Zehn Mitglieder - fünf Piloten und fünf Erdferkel - zählen die Ballonsportfreunde heute. Höhepunkte im Vereinsleben sind stets die großen Ballontreffen etwa zu Pfingsten in Bad Neustadt, Ende August in Münster und alle zwei Jahre in Metz/Frankreich mit mehreren hunderten Ballonen. Jeden, der nun davon träumt, einmal durch die Luft zu schweben, warnt Barbara Vogel schon mal vor: „Die erste Fahrt ist die schlimmste. Sie macht eindeutig süchtig.“