Oberhausen.
Ob man ihm wohl glauben soll, dass er keine eigene Maskenbildnerin hat und sich kurz vor einem Konzert Senf auf die Nase schmiert, um einen unschönen Pickel zu kaschieren? Egal! Waren es doch gerade diese kleinen Anekdötchen - ob wahr oder vom Imageberater diktiert -, die die Fans besonders genossen.
Schließlich brachten die sie ihrem Star, der sonst gerne über seinem Publikum steht - dank moderner Bühnentechnik gar sieben Meter höher - immerhin ein bisschen näher. Rund 10 000 Zuschauer reckten am Dienstagabend die Hälse in die Luft, als David Garrett in der Arena für den Song „You Raise Me Up“ auf ein Mini-Podest stieg und sich vom Techniker in die Höhe hieven ließ.
Große Wirkung auf weibliches Publikum
Zusammen mit seiner Band und der Neuen Philharmonie Frankfurt machte der Geiger im Rahmen seiner „Rock Symphonies“-Tour Station in Oberhausen. Gewohnt lässig und sich der Wirkung seiner Lach-Grübchen auf das vor allem weibliche Publikum durchaus bewusst, begeisterte er selbiges mit Klassik-Klassikern wie Debussys „Claire de Lune“, Rock-Hits wie das sofort ins Ohr gehende „Child’s Anthem“ von Toto und selbst Komponiertem („80’s Anthem“).
Er weckte heißblütige Leidenschaft mit Ramazottis „Musica E“, große Gefühle mit dem Disney-Hit „So Close“ und explosives Temperament: „Vivaldi meets Vertigo“. Jedem Lied verpasste er seine eigene Note - männlich, rockig, ein bisschen dreckig. Der Rockstar, wie er sich gerne und oft selber nennt, kann aber auch schmachtend und romantisch. David Garrett weiß eben, was das Publikum will.
Und das wollte am Ende vor allem eins: Noch mehr David. Nach „Hey Jude“ war allerdings Schluss. Zumindest vorübergehend: Seinen Fans war das nämlich nicht genug, sie sangen den Beatles-Hit auf dem Nachhauseweg einfach weiter.