Oberhausen. .

Seit Dienstagabend hängt an der Fassade des Schlingensiefschen Elternhauses, an der Stöckmannstraße 92, eine schlichte Bronzetafel: „In diesem Haus wohnte von 1960 bis 2010 der Film- und Opernregisseur Prof. Christoph Schlingensief“ ist zu lesen.

In Auftrag gegeben hat seine Mutter die schmucklose Erinnerung an ihr Kind, das im Keller unter der väterlichen Apotheke („Industrie-Apotheke“) mit zehn Jahren erste Erfahrungen mit einer Schmalfilmkamera machte - Weihnachtsgeschenk 1970.

Die Stadt hat noch nichts getan

In Venedig hat Schlingensief vor wenigen Tagen die hohe Ehre eines „Goldenen Löwen“ erfahren. Seine Witwe, Aino Laberenz, hat den deutschen Pavillon zur Kunstbiennale gestaltet und in den zentralen Raum das von ihrem Mann geschaffene Bühnenbild „Kirche der Angst vor dem Fremden in mir“ gestellt.

Das Bühnenbild ist ein Nachbau der Herz Jesu-Kirche, in der Schlingensief einst Messdiener war, in der auch im August die Totenmesse gelesen wurde. Mit dem Stück zum Bühnenbild wollte Schlingensief seine heimtückische Erkrankung (Lungenkrebs) verarbeiten.

Zurück zum Anfang: Die Stadt hat noch nichts getan. Eine erste Initiative zur Umbenennung der Straße „Am Altmarkt“ (zwischen Stöckmann- und Gutenbergstraße) ist bekanntlich am Widerstand einiger Anwohner gescheitert - Firmen offenbar, die die Adressenänderung fürchteten. Derzeit ist im Schwange die von Theaterfreund Gerd Lepges angeregte Umbenennung des Königshütter Parks. Charme des Vorschlags: Im Park liegt mit der Villa Meuthen der Sitz der Internationalen Kurzfilmtage GmbH.

Gedenkplakette überraschte Kulturdezernent

Kulturdezernent Apostolos Tsalastras erwartet, dass im Juli eine Entscheidung fällt: „Es gibt noch andere Vorschläge als Villa Meuthen und Königshütter Park.“ Von der Gedenkplakette war er überrascht: „Ich bin Frau Schlingensief aber dankbar dafür. Vielleicht sollte man über eine ergänzende Bronze-Büste nachdenken.“

Christoph Schlingensief - das darf als sicher gelten - würde das auch sehr freuen.