Ist denn schon wieder Sommer?”, muss sich Norbert Marißen, Pressesprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) in OB, gedacht haben, als er die Meldung las: Münsteraner Verkehrspolizeichef Udo Weiss sieht im mangelnden Gefahrenbewusstsein von Radfahrern eine Hauptunfall-Ursache.

„Radelnde Rüpel sind immer ein Thema von Juli bis August” – Marißen nimmt's gelassen. Dabei sind sie in der landesweiten Statistik die eigentlichen Verlierer des Straßenverkehrs: Die Zahl der getöteten Radfahrer stieg um 7,3 Prozent, während die anderer Verkehrsteilnehmer auf dem niedrigsten Stand seit 1950 sind. „Radler sind auf der Straße durch drängelnde Autofahrer, achtlose Rechtsabbieger gefährdet oder müssen sich den Bürgersteig mit Fußgängern teilen”, beschreibt Marißen die potenziell konfliktreiche Alltagssituation. Oberhausen, allerdings, fällt aus dem „Trend” der Unfallverkehrsstatistik: 58,9 Radfahrer (bezogen auf 100 000 Einwohner) verunglückten hier, 91 sind es dagegen landesweit. „Münster liegt an der Spitze, weil dort 35 von 100 Wegen mit dem Rad zurückgelegt werden”, erläutert Marißen, „in Oberhausen sind es vielleicht 8 oder 9.”

0024385051-0053953697.JPG
© WAZ

Dass Radfahrer sich im Straßenverkehr auch falsch verhalten, bestreitet der Pressesprecher nicht: „Sie fahren auf der falschen Straßenseite, missachten Lichtsignale”, zählt Marißen auf. Radwege auf dem Bordstein verleiteten allerdings dazu, in Gegenrichtung zu fahren, wendet er ein, vor allem, wenn man schon an der nächsten Kreuzung wieder links abbiegen müsse. Radwege gehörten deshalb auf die Straße. Kritik übt der ADFC an der Planung des Verkehrsflusses: „Sie ist nach wie vor auf den Autoverkehr abgestimmt”, so etwa bei Ampelschaltungen. Das bedeutet für Radler ein stetes Stop-and-Go – besonders beim Linksabbiegen über den Radweg auf dem Bürgersteig: Ampelanforderung drücken. Warten. Straße überqueren. Wieder Taste drücken. Warten. Nach links überqueren. Der Autofahrer benötigt eine Ampelphase, der Radler zwei. „Stete Benachteiligung ist das beste Mittel, Menschen dazu zu erziehen, die Verkehrsregeln zu missachten”, kritisiert Marißen solche hausgemachten Konflikte – sie verderben die Moral. Dabei will der ADFCler durchaus schärfere Kontrollen von Verstößen, „in einer fahrradfreundlichen Stadt soll das Rad aber gleichberechtigt sein.” Dazu reichte der ADFC seine Ideen bei der Stadt ein. „Mit dem Konjunkturpaket II ist eine Verbesserung des Radverkehrs jedoch kaum möglich”, ist Marißen überzeugt, die fahrradfreundliche Stadt stagniere. Ein Rückschritt sei dagegen der ,neue' Radweg Ecke Essener Straße/Konrad-Adenauer-Allee: Der ehemals breite Radweg auf der Fahrbahn wurde verkleinert und mit den Fußgängern zusammengelegt. „Hier ist gute Infrastruktur zugunsten des Autoverkehrs beseitigt worden”, kritisiert Marißen.

Zurzeit engen Werbe- und Wahlplakate den schmalen Weg zusätzlich ein – wenn das mal kein Eigentor wird.