Oberhausen/Osnabrück. .
Auf die zunehmenden Proteste von Eltern, Schülern und Lehrern gegen die geplante Schließung von elf Schulen bis 2015 will die SPD mit verstärkten Informationen an die Betroffenen reagieren, doch von der generellen Linie der Verwaltungsspitze nicht abrücken. „Wir schließen die Schulen nicht, weil wir sparen wollen, sondern weil dort die Schüler fehlen. Das ist alles gut kalkuliert und gerechnet worden. Wir werden nicht plötzlich aufgrund der Proteste irgendeine andere, bisher nicht genannte Schule dicht machten“, sagte SPD-Fraktionschef Wolfgang Große Brömer auf der jährlichen Klausurtagung der Fraktion in Osnabrück.
Jetzt gehe es in der Diskussion bis zum endgültigen Beschluss im Herbst um die Art und Weise der Umsetzung. So könne etwa die St.-Michael-Hauptschule im Gebäude der Hauptschule Alstaden weiterbetrieben werden. Auch Große Brömers Stellvertreterin Anne Janßen sagte: „Wir lassen uns von den Protesten nicht treiben.“
Falsche Zahlen vermutet
Die wohl lautesten Proteste sind derzeit von der Hauptschule St. Michael und der Tackenberg-Grundschule zu vernehmen. Im Oberhausener Norden fürchtet man zudem, die Stadt habe für ihre Prognose-Rechnungen falsche Zahlen zur Grundlage gelegt: 32 Neu-Anmeldungen habe es in Tackenberg laut Stadt gegeben, „es sind aber 39“, weiß Schulleiterin Brigita Trzeczak. „Wir erfüllen also die Vorgabe von mindestens 18 Schülern pro Klasse und können zwei erste Klassen einrichten.“
Sabine Mentgen leitet die Katharinenschule, die mit der Emscherschule zusammengelegt werden soll und sagt: „Jede einzelne Schule ist ein lebender Organismus. Wenn ein Lebenswerk zerstört wird, tut das weh.“ Jedoch müsse man nun „besonnen reagieren“ und die Zeit nutzen, der Verwaltung kreative Vorschläge zu machen.
Zu viele Lehrer für kleine Klassen
Franz Wenzel ist Schulleiter der Dunkelschlagschule, die mit der benachbarten Grundschule Schmachtendorf zusammengelegt werden soll. Er ist „relativ gefasst“, hatte aber nicht mit so vielen geplanten Schließungen gerechnet. „Zuvor war die Rede doch immer von ein bis drei Schulen.“ An Doppel-Standorten sei die Thematik nicht neu. Die Bezirksregierung schaue schon länger sehr genau nach Oberhausen, da es hier zu viele Lehrer für viele, kleine Klassen gäbe.
Das mag bildungspolitisch sinnvoll erscheinen, passe aber leider nicht in ein enges finanzielles Korsett. Bleiben die Pläne bestehen, falle natürlich eine Schulleiter-Stelle weg und im Ganztagsbereich könne gespart werden. „Viel Sparpotenzial sehe ich aber an unserem Standort nicht“, sagt Franz Wenzel.
„Uns fehlen einfach die Kinder“
Einmal im Jahr nimmt sich die 28-köpfige Oberhausener SPD-Fraktion vier Tage Zeit, um in einer Klausur in einem abgeschiedenen Hotel über heikle Themen zu diskutieren und über notwendige Weichenstellungen für die Stadt mal unabhängig von der Tageshektik nachzudenken.
Diesmal ging es ins niedersächsische Osnabrück – und hier führten die Pläne der Stadtspitze, acht Grundschulen und zwei Hauptschulen bis 2015 mangels Kindern schrittweise auslaufen zu lassen, zur längsten und intensivsten Debatte während der dicht gedrängten Tagesordnung. Überrascht zeigten sich mehrere Ratsleute über die Intensität der anschwellenden Proteste von Eltern und Lehrern; einige waren verärgert, dass es der Verwaltung nicht gelungen ist, in den Vorabgesprächen mit den betroffenen Schulen die Gründe für deren Schließung so ausreichend zu erläutern, dass es nicht zum Wutsturm der Bürger in den Stadtteilen kommt.
Vor allem wehrt sich die SPD-Fraktionsspitze um Wolfgang Große Brömer gegen den Vorwurf der CDU-Opposition, die SPD habe etwas gegen katholische Schulen, weil das Gebäude der St.-Michael-Hauptschule geschlossen werden soll und vier Bekenntnis-Grundschulen wohl auslaufen werden. St. Michael sei auch finanziell niemals benachteiligt worden – ganz im Gegenteil, meinte Große Brömer. Oberbürgermeister Klaus Wehling verteidigte die Schließung von zehn Schulen als zwangsläufig. „Wir kommen da nicht drumherum, da können wir gar nichts machen, uns fehlen einfach die Kinder“, sagte Wehling.
Zwei Kilometer bis zur nächsten Grundschule
Um pädagogisch sinnvoll arbeiten zu können, benötige man Mindestgrößen von Klassen und Schulen. Weil derzeit Oberhausen 39 zu kleine Klassen habe, die mit Lehrern versorgt werden müssten, fehlten derzeit Lehrerstellen für einen Reservepool im Krankheitsfall regulärer Pädagogen und zudem könnten ausgerechnet Schulen mit hohen sozialen Problemen nicht mit Extra-Lehrern unterstützt werden.
Die SPD und die Stadtspitze wollen auch nach den Schulschließungen erreichen, dass Grundschulen in der Regel innerhalb von zwei Kilometern erreichbar sind. Große Brömer meinte daher auch: „Wir diskutieren eigentlich ein Luxusproblem. In einigen Dörfern im Münsterland wird gerade überlegt, ob man dort die letzte Grundschule schließt. Und dann hätten die Kinder dort wirklich weite Strecken zu bewältigen.“