Oberhausen..
Am liebsten hätte Alessandro Marra gleich mitgesungen: Als im Tonstudio die Gitarren aufdrehen, das Schlagzeug zum treibenden Langstreckenlauf ansetzt, reißt es den Sänger mit, steht er innerlich schon auf der Bühne, obwohl das Ganze vom Band kommt.
Logisch: Das ist schließlich seine Musik – „seine“ Gruppe Kairo: vier junge Oberhausener, die als Entdeckung aus einem stadtweiten Nachwuchs-Wettbewerb als Sieger hervorgegangen sind.
Eine echte Überraschung
Carsten Wrede, der Geschäftsführer des Tonstudios Tresohr und Jurymitglied bei diesem Wettbewerb ist, kennt die Stadtszene, sieht Kairo aber als echte Überraschung. Dabei kennen sich die „Kairoianer“ praktisch und musikalisch schon aus der Grundschule. Damals war allerdings „Black Sabbath“ schwer metallig angesagt, Einflüsse aus Blues und Folk kamen hinzu.
Ihr heutiger Sound aus melodiösem Gitarrenpop mit Indie-Einflüssen und lyrischem Gesang hat Wrede und die anderen Jurymitglieder – Ingo Stock (Festival „Olgas Rock“), Kevin Kerndl (Festival „Best of unsigned“), Marcus Kötter (Tresohr) – aber begeistert. „Der Gesang ist markant und wiedererkennbar, die Songs überraschen“, schütten sie Lob über die Nachwuchsler aus. Die Konkurrenz hat dabei nicht geschlafen: 14 Bewerber lieferten „eine erstaunlich hohe Qualität ab“, lobt Wrede die hiesige Musikszene.
Fortsetzung des Wettbewerbs möglich
Kairo bekommt nun Aufnahmen im Tonstudio Tresohr spendiert, einen Video-Clip, mit dem sich die Band bei Plattenfirmen bewerben kann. Ihr Talent können die Musiker Marra, Till Ravenstein, Steven Norrie und Joel Weyers außerdem zum Tag der offenen Tür der EVO (19. Juni) unter Beweis stellen. Denn der Energieversorger ist der eigentliche Initiator und Geldgeber des Wettbewerbs „Ausgezeichnet“, hatte sich aber aus der Juryentscheidung herausgehalten – „das wollten wir den Experten überlassen“, sagt EVO-Sprecherin Birgit Konopatzki, „wir wollten aber etwas tun, um die Lebendigkeit von Oberhausen zu zeigen und zu fördern.“ Dies sei „gut gelaufen“, eine Fortsetzung des Wettbewerbs sei also möglich, werde aber noch diskutiert.
Die Band schaut erst einmal in die nahe Zukunft: Musikerkarriere? Mal sehen, ein Traum auf jeden Fall. Drei der Jungs setzen auf „solide“ Berufe im sozialen Bereich und als Lehrer: „Musik geht nicht ohne Job – es ist einfach superteuer“, meint Songschreiber Ravenstein. „Es ist eine Möglichkeit, Kreativität auszuleben“ – Bassist Joel Weyers lernt außerdem Mediendesign. Der Wettbewerbssieg könnte aber ein Start in die Musikkarriere werden – „manchmal“, sagt Ravenstein mit Augenzwinkern, „braucht man eben einen Arschtritt“.