Oberhausen.
Vergissmeinnicht stecken in ihren Knopflöchern, doch durch die Blume sagen die Mitglieder der Initiative Neues Lyzeum Oberhausen (INLO) schon lange nichts mehr. Mit einem Fest wollen sie auf den Verfall des seit Jahren leer stehenden Schulgebäudes im Marienviertel aufmerksam machen, der für sie stellvertretend für viele ungenutzte Chancen in Oberhausen steht. Der Stadtspitze werfen sie vor, weder Ideen noch Konzepte zu haben. SPD-Frau Angelika Jäntsch: „Man sollte die Kirche doch im Dorf lassen.“
Knapp über 100 Bürger versammelten sich am Freitag zu der kleinen Gedenkfeier vor dem ehemaligen Schulgebäude an der Elsa-Brändström-Straße, dazwischen viele bekannte Gesichter, vom nahe gelegenen Ebertbad, dem Theater, vom Druckluft. „Das Marienviertel ist längst ein Kulturviertel. Warum macht die Stadt aus dieser Tatsache kein Konzept, in das das Elsa eingebunden wird“, fragt sich Detlef Mund von der INLO. Das Argument, dass das denkmalgeschützte Gebäude nicht mehr der Stadt gehört, zählt für ihn nicht: „Mit dem Verkauf hat die Stadt ihre Verantwortung vielleicht rein rechtlich abgegeben. Politisch bleibt es fragwürdig, dass sie diesen Verfall hier zulässt.“
Vor einigen Jahren hatte die Verwaltung das Lyzeum verkauft, den Eigentümern ging aber einem nach dem anderen das Geld aus, bis das Gebäude 2009 zwangsversteigert wurde. Seitdem gehört es einer niederländischen Gesellschaft - und verfällt.
Zu vergleichen sei die Situation mit dem Stahlwerksgelände, das die Stadt an einen nordirischen Investor verkauft hat. „Eines der bestgelegenen Ecken, an der Oberhausen sich hätte profilieren können. Dem Investor geht es natürlich um schnellen Profit, jetzt bekommen wir dort Baumärkte und Discounter“, ärgert sich Mund. Rainer Schlautmann aus Schmachtendorf ergänzt: „Nach der Post haben wir mit dem Finanzamt bald ein weiteres Gebäude, für das es noch kein Konzept gibt.“ Der Stadt fehle ein Masterplan, sagt der Sterkrader Sven Siebenmorgen. Sie reagiere kurzfristig, statt langfristig zu planen.
Der Plan der Bürger für das Lyzeum: Ein Kulturzentrum soll es werden, mit der städtischen Musikschule oder dem Stadtarchiv als Ankermieter. Auch eine kleine City-Mall wäre denkbar, meint Detlef Wübbenhorst. „Wir haben bereits mit einigen Geschäften hier vor Ort gesprochen, die Klassenräume eignen sich super für Boutiquen.“ In Krefeld habe man erst kürzlich ein ähnliches Konzept umgesetzt. „Dort hat die Stadt aber mit dem Investor zusammen gearbeitet, hier hält sie sich ja raus.“
Stadtverordnete Angelika Jäntsch (SPD) schüttelt aufgebracht mit dem Kopf: Man habe versucht, den Eigentümer zum Handeln zu bewegen, „das hat sich aber bisher immer wieder zerschlagen“. Nur wenige Vertreter der Parteien stehen am Freitag zwischen den Anwohnern, Jäntsch lehnt etwas abseits an einem Tisch. „Natürlich kann ich den Ärger verstehen, aber die Stadt ist nicht der richtige Ansprechpartner. Das Gebäude gehört uns nicht.“ Fehlt der Führung Oberhausens ein Masterplan? „Nein, uns sind aufgrund der finanziellen Situation aber oft die Hände gebunden.“