Oberhausen.
Wohin marschiert Osterfeld? Was brennt den Menschen unter den Nägeln, wo drückt der Schuh? Das wollten wir von den Bürgern vor Ort erfahren und parkten deshalb unser WAZ-Mobil gestern auf dem Osterfelder Wochenmarkt.
Gemeinsam mit Mitgliedern des Osterfelder Bürgerrings wollten wir mit den Leuten ins Gespräch kommen, kontroverse Diskussionen führen. Und kontrovers wurde es durchaus: Der Kaffee war noch nicht gekocht, die Kekse nicht ausgepackt, da kamen bereits die ersten Besucher, beschwerten sich über die Unattraktivität des Marktes, über zu viel Dreck und Müll auf den Straßen und die schlechten Parkmöglichkeiten. Die Polizei würde bei Temposündern nicht durchgreifen, und überhaupt sei Osterfeld „nicht das, was es mal war“.
„Ach, so kann man das auch nicht sagen“, entgegnete ein Bürger und sollte damit eine weit mehr als zwei Stunden andauernde Diskussionsrunde einläuten. Menschen, in Osterfeld geboren und aufgewachsen und ihrem Stadtteil immer verbunden, trafen auf Bürger, die dem Stadtteil nichts mehr zutrauen und deshalb am liebsten wegziehen würden. „Osterfeld hat ein schlechtes Image, und das völlig zu unrecht“, hieß es etwa. „Das ist Quatsch, die Osterfelder kaufen doch selbst lieber in Sterkrade ein“.
Nur noch Billigware und Ramsch
Was solle man auch in Osterfeld kaufen? Auf dem Wochenmarkt gäbe es doch eh nur noch Textil-Billigware und Ramsch, hat ein Osterfelder bereits die Flinte ins Korn geworfen und keinerlei Hoffnung mehr für seinen einst geliebten Stadtteil. Walter Paßgang hält von Resignation dagegen naturgemäß wenig. Der Vorsitzende des Osterfelder Bürgerrings sieht viel Potenzial für den Stadtteil, fordert aber auch Eigenverantwortung und Engagement: „Wenn der Dreck auf der Straße stört, müssen Hausbesitzer auch mal selber zum Besen greifen.“
Ähnlicher Meinung ist auch Bezirksvertreter Max Hahn: „Es wurde schon einiges in Osterfeld bewegt.“ Jetzt seien aber auch die Geschäftsleute in der Pflicht, das vorhandene Potenzial zu nutzen. Vor zwei Jahren gepflanzte Obstbäume im Einkaufsbereich hätten in diesem Jahr in voller Blüte gestanden, „da kann man doch wunderbar Stühle und Tische vor das Ladenlokal stellen“, sagt der SPD-Mann, der neben anderen Politikern wie Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Pflugbeil oder der SPD-Landtagsabgeordnete Stefan Zimkeit die Anwesenheit des WAZ-Mobils nutzten, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.
Hitzige Diskussionen bei strahlendem Sonnenschein
Hans-Otto Welke sieht dagegen die Stadt noch mehr in der Pflicht: „Es muss nicht jeder eine Marktlizenz bekommen, der eine haben möchte“, kritisiert der Unternehmer, der mit seinen Wurst- und Käsespezialitäten auf allen drei Oberhausener Wochenmärkten vertreten ist. Wenn man das Angebot auch nur ein bisschen steuere und nicht zu viele Bekleidungsverkäufer zulasse, würde auch der Osterfelder Markt wieder an Attraktivität gewinnen, ist sich der Händler sicher. Bei strahlendem Sonnenschein wurde es auch mal hitzig: Unmöglich finden es die Einen, wenn es bei Anwohnern im Marktbereich an warmen Sommerabenden etwas lauter zugeht, „das ist Ausdruck von Lebensfreude“, freuen sich die Anderen dagegen über ein wenig Leben in der toten Osterfelder City.
In einem Punkt waren sich am Ende alle einig: Dass sich etwas tun muss, daran gibt es nichts zu rütteln. Allein über das Wie wird weiter diskutiert werden (müssen).