Oberhausen. . Der Oberhausener Clemens Pietza studiert an der Uni Venlo. Das von ihm mitgegründete Unternehmen “Carry On“ stellt recycelte Taschen her. Die Materialien finden die Unternehmer auf Schrottplätzen. Seit März fährt das Unternehmen Gewinne ein.

20 Cent in der Stunde verdient Clemens Pietza mit seinem Unternehmen. Und: Der Oberhausener freut sich darüber. Ein dickes Gehalt ist nämlich gar nicht sein Ziel. Viel wichtiger ist eine gute Abschlussnote. Clemens Pietza studiert an der Wirtschaftsuni „Fontys Hogeschool“ in Venlo, das von ihm mitgegründete Unternehmen „Carry On“ ist ein Praxis-Projekt.

Mit neun weiteren Studenten verkauft er recycelte Taschen. Das Material: Stoffreste aus der Markisen-Produktion, die Trageschlaufen haben die Nachwuchs-Unternehmer auf dem Schrottplatz besorgt: Clemens’ Kollegin Anna Belov – eigentlich fürs Finanz-Management zuständig – ist dafür in Auto-Wracks gekrabbelt, um an alte Sicherheitsgurte zu kommen.

Idee und Design der Taschen haben sich die Studenten selbst erdacht, obwohl ihre Fachgebiete eigentlich andere sind: Clemens und seine Kollegin Anna studieren internationale Betriebswirtschaftslehre, außerdem sind vier Marketing-Strategen und drei Nachwuchs-Manager im „Carry On“-Team.

Brainstorming, Marktforschung, Business-Plan

Der Weg zur ersten Büro-Handtasche begann im September vergangenen Jahres. Die Uni würfelte Teams zusammen und wies ihnen Mentoren und Dozenten zu. „Danach Brainstorming, Marktforschung, Business-Plan“, erinnert sich Clemens Pietza an die Anfänge, Anna Belov ergänzt: „Als das Produkt feststand, brauchten wir eine Produktionsstätte.“ Die Wahl fiel auf eine Behinderten-Werkstatt der Lebenshilfe in Essen. „Der soziale Aspekt lag uns besonders am Herzen, Nachhaltigkeit ist das große Credo unserer Uni“, macht Clemens Pietza Werbung für ein Studium in Venlo.

Der 22-Jährige gerät richtig ins Schwärmen: „Das ist wie im wahren Wirtschaftsleben, wir haben eine richtige AG, mit richtigen Aktionären.“ Und richtige Steuern zahle das Unternehmen auch, ist der Oberhausener begeistert.

Allerdings: Die Lebensdauer der AG ist begrenzt – Ende Mai endet das Semester und somit auch das Projekt. „Dann wird das Unternehmen liquidiert, die Anteilseigner bekommen ihre Gewinne ausbezahlt“, erklärt Anna Belov. 41 Aktionäre hat „Carry On“, meist Familie und Freunde der Studenten. Und? Werden die ihren Einsatz von 20 Euro pro Aktie am Ende wiedersehen?

Ab März Gewinne eingefahren

„Mehr als das“, freut sich Clemens Pietza: „Wir haben im März den Break-Even-Point erreicht“, erklärt der Fachmann und meint: Ab März hat die Mini-Company Gewinne eingefahren.

Spätestens im Juni ist Schicht bei „Carry On“. Taschen wird Clemens Pietza dann wohl vorerst keine mehr verkaufen, sondern erst mal den Master in Maastricht machen. Und dann? „Eine eigene Firma wäre schon ein Traum.“ Erste Übung hat er ja jetzt.