Oberhausen.
Das integrative Konzept der Ferienspiele funktioniert . „An drei von vier Standorten haben behinderte Kinder mitgespielt“, freut sich Ferienspiel-Leiterin Nicola Schmitz. „Das macht Mut für die Sommerferien!“
Einer dieser drei Plätze ist der Schulhof der Gesamtschule Osterfeld, den 40 Kinder und fünf Teamer während der Osterferien besuchten. Hüttenbau war Trumpf und die Kinder, zwischen sechs und 12 Jahre alt, mit Begeisterung dabei. Am letzten Tag sind es die Jungen, die stolz ihre Villen präsentieren. Eine Tür mit Schloss besitzt das Schalke-Haus von Masimbonge (12), Raphael (11) und Niklas (10). Bretter haben sie geschliffen, haben gesägt und genagelt und das Haus mit blauer und weißer Farbe bemalt. „Ab und zu ist mal etwas auseinandergefallen“, sagt Raphael. „Das haben wir dann aber wieder hingekriegt.“ Das Haus wird seine kleine Schwester zum Spielen bekommen.
Lukas (8) und Justin (6) wohnen in der Villa mit der Hausnummer 175. Sie besitzt einen eingezäunten Vorgarten, einen Briefkasten eine Antenne auf dem Dach und sie ist mit einer Windmühle, einem Drachen und Papierblumen verziert. Lukas hat das Regal gebaut. Auch dieses Domizil wird künftig weiter bespielt, vor Justins Haus. „Die Genossenschaft hat zugestimmt“, sagt seine Mutter.
Zu groß für den Transport im Auto ist das Doppelhaus von Timo (12) und Cedric (11). Schade, denn es handelt sich um ein prächtiges Modell mit Gartenmöbeln und Gardinen. „Es sind noch einige Platten übrig, wir können es zu Hause wieder bauen.“
Die Mädchen hätten auch viel gearbeitet, sie seien nur nicht so besitzergreifend wie die Jungen, sagt Kai Nelis (23), nicht zum ersten Mal ein Ferienspiel-Teamer. „Die Mädchen bauten Stühle, Handys, Fernseher, Tische.“ Dass eins der Mädchen, Daria (8) geistig behindert ist, „war für mich ungewohnt“, gibt Kai zu. „Sie braucht sehr viel Aufmerksamkeit, ganz genaue Anweisungen. Aber sie hat alles mitgemacht und sogar allen anderen Kindern etwas vorgesungen.“ Dass es so gut klappte ist der Verdienst von Ortrun Behrendt, Darias Integrationshelferin. „Sie konnte uns erklären, wie Daria ist und wenn sie ihr etwas sagte, hat sie reagiert“, so Kai. „Sie war für Daria und auch für uns eine wichtige Ansprechpartnerin.“
Die so Gelobte ist auch im Schulalltag Darias treue Begleiterin. „Jedes Mal, wenn ich sie morgens abgeholt habe, hat sie sich riesig gefreut“, erzählt Behrend. „Wenn ich dabei bin, funktioniert’s auch in Gruppen. Daria braucht eine feste Bezugsperson, klare Grenzen, präzise Aussagen.“ Immer wieder muss sie Regeln wiederholen: „Du darfst niemanden schubsen. Du darfst keinen anfassen, wenn er es nicht möchte. Und am nächsten Morgen fange ich dann wieder von vorne an“, erklärt Behrend, dass Darias Merkfähigkeit gering ist.
„Motorisch ist sie aber sehr fit.“ Und so merkt, wer Daria beim Sackhüpfen, Eierlauf oder Klettern zuschaut, nicht, dass sie behindert ist. Behrend: „Wenn Kinder fragen, was mit ihr los ist, sage ich: Wir sind nicht alle gleich.“ Kai sagt, dass es eine Bereicherung war, dass Daria dabei sein konnte. „Es stärkt ihr Selbstwertgefühl“ sagt Behrend. Und es hoffen, dass sich noch viel mehr Eltern trauen, ihr behindertes Kind zu den Sommer-Ferienspielen anzumelden. „Wir helfen beim Beantragen der Integrationshilfe“, sagt Alexandra Westhoven vom Integrationsdienst der Offenen Hilfen Alsbachtal. Darias Integrationshelferin hat sich übrigens selbst im Ferienteam sehr angenommen gefühlt.